Himalayan Database bald gratis
Die Himalayan Database ist so etwas wie die elektronische Bibel des Expeditionsbergsteigens in Nepal. Wer sich mit den höchsten Bergen der Welt beschäftigt, kommt an dieser umfangreichen Datensammlung schlicht nicht vorbei. Unzählige Male habe auch ich schon bei Billi Bierling nachgefragt, wenn ich wichtige Details von Besteigungen überprüfen wollte. Die 50 Jahre alte deutsche Journalistin und Bergsteigerin arbeitet seit 2004 für die Himalayan Database, 2016 löste sie die inzwischen 93 Jahre alte legendäre Chronistin Elizabeth Hawley als Chefin der Datenbank ab. Miss Hawley hatte in den 1960er Jahren damit begonnen, das Expeditionsbergsteigen in Nepal zu erfassen. Ihr Archiv war der Grundstock der Himalayan Database, die seit 2004 elektronisch verfügbar ist. Bisher musste dafür eine CD-ROM gekauft werden. Das wird sich in Kürze ändern. Dann wird die Datenbank für alle frei verfügbar sein.
Riesige Datensammlung
Anfang November könne die neue Version von der Internetseite himalayandatabase.com ohne Gebühr heruntergeladen werden, teilten Bierling und Co. auf Facebook mit. Mehr als 450 Berge sind in der Himalayan Database aufgelistet. Mehr als 9500 Expeditionen mit rund 70.000 Teilnehmern wurden bisher erfasst, inklusive Aufstiegsrouten, Lagerplätzen, besonderen Vorkommnissen und Details wie der Frage, ob die Bergsteiger Flaschensauerstoff verwendeten. Billi und ihr Team – der Nepalese Jeevan Shrestha, der Franzose Rodolphe Popier und der Deutsche Tobias Pantel – befragen in Kathmandu regelmäßig die eintreffenden und abreisenden Expeditionsteams. Der US-Amerikaner Richard Salisbury – er war es, der in den 1990er-Jahren Miss Hawley davon überzeugte, dass es eine gute Idee wäre, ihr Archiv zu digitalisieren – pflegt die neuen Daten anschließend ein.
Kaum noch zu schaffen
Deren Menge ist in den 13 Jahren seit der ersten digitalen Version rasant in die Höhe geschnellt. So viele Expeditionen sind inzwischen in Nepal unterwegs, dass es kaum noch möglich ist, alle zu erfassen. In der Spitzenzeit macht Billi Bierling nach eigenen Angaben zehn bis 15 Interviews am Tag, die mal nur zehn Minuten, aber auch bis zu zwei Stunden lang dauern können. Billi und ihre Mitstreiter wollen die Arbeit von Miss Hawley in der bisherigen Form weiterführen – so lange wie möglich. “Wir müssen schauen, ob wir noch eine Datenbank bleiben oder irgendwann wirklich nur noch besondere Besteigungen erfassen”, sagte mir Billi vor ein paar Monaten. Seit dem Frühjahr können Bergsteiger ihre Fragebögen auch online ausfüllen, z. B. via Facebook. Mit der kostenlosen Version geht die Himalayan Database einen weiteren Schritt in die Zukunft. Ich habe bei Billi Bierling nachgefragt.
Billi, was versprecht ihr euch davon, dass die Database künftig gratis verfügbar ist?
Die Tatsache, dass die Himalayan Database nun online als Download verfügbar ist, macht sie natürlich zugänglicher für viele Menschen. Ich denke, dass es nun einfacher wird, den Trekking Agents, Bergsteigern und auch den Expeditionsleitern zu vermitteln, was wir eigentlich machen. Es ist ein großer Reichtum an Informationen – egal ob man einfach nur wissen will, wie viele Menschen bis dato am Mount Everest oder an der Annapurna I waren oder ob man eine Route planen will. Die Himalayan Database beantwortet alle diese Fragen. Ich denke auch, dass bis jetzt einige der Trekkingagenturen in Nepal eigentlich nicht so richtig wissen, was wir eigentlich machen. Die Tatsache, dass die Datenbank nun online verfügbar ist, ist eine große Chance für uns, ihnen zu zeigen, wie auch sie diese Daten nutzen können.
Wie stellt ihr auch künftig die Finanzierung der Himalayan Database sicher?
Wir werden weiterhin weitgehend ehrenamtlich arbeiten. (Der Erlös aus dem bisherigen Verkauf der CD-ROMs floss vor allem in die Produktion der Datenträger und der beiliegenden Broschüre.) Und wie die Zukunft der Himalayan Database aussieht, steht noch in den Sternen. Unser Team besteht jedoch aus Leuten, die die Arbeit von Miss Elizabeth Hawley mit Herzblut weiterführen wollen – und hoffentlich auch werden. Und wenn wir ein wenig Geld auf der Seite haben, bekommen sie natürlich auch eine kleine Entschädigung. Aber soweit machen wir die Arbeit immer noch aus Überzeugung.