Klimawandel am Nanga Parbat
Die Alpen versinken im Schneechaos, das Rheinland nicht. Hier herrschen derzeit Temperaturen wie im Herbst und auch sonst fühlt es sich eher wie November an: nass, windig, dunkel. Von Winter (noch) keine Spur. Im Karakorum sieht das natürlich anders aus. Minus 21 Grad zeigt das Thermometer im Basislager von Simone Moro und Denis Urubko. Der Italiener und der Ukrainer wollen den Nanga Parbat erstmals im Winter besteigen. Doch die beiden sind nicht allein am „Nackten Berg“. Eine polnische Expedition hat sich dasselbe Ziel gesteckt. Mit 8125 Metern ist der Nanga Parbat die Nummer neun unter den Bergen, doch je nach Betrachtungsweise kann er auch als der höchste gelten.
Sieht man nämlich den 27 Kilometer entfernten Fluss Indus als Tal an, so thront der Gipfel etwa 7000 Meter darüber – Rekord. Wie auch immer, ein mächtiger Berg. Nicht umsonst wird der Nanga Parbat auch „Diamir“ genannt, König der Berge.
Aus Gletscher wurde Moräne
Simone und Denis haben ihr Basislager auf dem an der Westseite des Bergs gelegenen Diamir-Gletscher in 4230 Meter Höhe aufgeschlagen. Einmal sind sie bereits in Richtung des geplanten Lagers 1 auf 5100 Metern aufgestiegen, mussten aber wegen zu großer Lawinengefahr umkehren. Urubko traute seinen Augen nicht. „Was für eine Überraschung! Als Folge der globalen Erwärmung ist dort der Gletscher innerhalb von neun Jahren weggeschmolzen und hat sich in eine Moräne verwandelt“, schreibt Denis in seinem Blog. Der 38-Jährige hat alle 14 Achttausender ohne Atemmaske bestiegen, den Nanga Parbat im Sommer 2003 über die Kinshofer-Route. Heute war der letzte geplante Ruhetag im Basislager. Simone hat ihn genutzt, um an seinem neuen Buch zu arbeiten – mit der Wärmeflasche unter dem Computer. Morgen wollen die Bergsteiger weiteres Material den Berg hinaufbringen.
Russen am K 2 in Lager 1
Auch am K 2 wird hart gearbeitet. Die Mitglieder der russischen Expedition, die den zweithöchsten Berg der Erde ebenfalls erstmals im Winter besteigen wollen, haben in Lager 1 auf 5500 Metern übernachtet und von dort aus die Route um einige Seillängen weiter nach oben versichert. „Das Wetter war akzektabel“, heißt es im Tagebuch der Russen. „Nur die Sonne hat sich nicht blicken lassen.“ Das kenne ich aus dem Rheinland.