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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Schamane auf Reisen

Morgenstimmung am Nanga Parbat

Naturvölker haben einen Sinn für Poesie. Das Wort Internet existiert in der Sprache der Inuit nicht. Die Bewohner der Arktis sprechen von „Ikiaqqijjuti“, wörtlich übersetzt: Ein Schamane reist durch eine andere Dimension der physischen Welt. Eine wunderbare Umschreibung des Virtuellen. Ich lasse den Schamanen wieder ins Karakorum reisen, zu den Bergsteigern, die sich im Winter an den Achttausendern Pakistans versuchen.

Simone Moro und Denis Urubko haben eine längere Pause im Basislager zu Füßen des Nanga Parbat hinter sich als geplant. Heute sind sie wieder aufgestiegen. „Tiefblauer Himmel. Alles ist in Ordnung, wir sind bereit“, schrieb Denis vor dem Aufbruch in seinem Blog. Der Kasache und der Italiener mussten sich warm anziehen. Minus 30 Grad im Basislager, das klingt nicht gerade nach einem Frühlingsspaziergang.

Auf Messners Spuren

Denis (l.) und Simone in Lager 1

Schneefall hatte Simones und Denis’ neuerlichen Aufstieg ins Lager 2 auf 5300 Metern verzögert. Wegen der großen Lawinengefahr haben die beiden ihren ursprünglichen Plan aufgegeben, über die Kinshofer-Route aufzusteigen.  Sie wollen es jetzt über die Nordflanke versuchen. Diesen Weg hatten im Jahr 2000 die Südtiroler Reinhold und Hubert Messner, Hanspeter Eisendle und Wolfgang Tomaseth bis auf eine Höhe von 7500 Metern erstmals begangen. Die Kinshofer-Route wird trotzdem nicht verwaisen, da die Polen Tomasz Machiewicz, Marek Klonowski und Lukasz Biernacki dort aufsteigen wollen. Im Gegensatz zum äußerst erfahrenen Duo Moro/Urubko hat keiner der drei bisher einen Achttausender bestiegen, schon gar nicht im Winter.

Lager 2 am K 2

Eine weitere polnische Expedition versucht sich am Gasherbrum I. Auf dem Weg dorthin befinden sich auch der Österreicher Gerfried Göschl und sein Team. Schon deutlich weiter sind die russischen Bergsteiger am K 2. Sie haben auf der Cesen-Route Lager 2 in 6350 Meter erreicht. Ob das dort aufgestellte Zelt allerdings den schweren Sturm überlebt hat, der zuletzt am zweithöchsten Berg der Erde wütete, wird sich zeigen. Wir erfahren es bald – über den Schamanen, der durch eine andere Dimension der physischen Welt reist.

Datum

17. Januar 2012 | 18:09

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