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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Weiteres Lawinenopfer am Manaslu gefunden

Manaslu

„Die Leute denken, ich sei ein Spinner. Ich fahre dort mit Skiern ab, wo Bergsteiger davon träumen zu klettern.“ So überschrieb der französische Extremskifahrer Rémy Lecluse seine Internet-Seite.  Über 500 Steilabfahrten hatte der Bergführer aus Chamonix heile überstanden, in den Alpen, im Himalaya, in den Anden. Jetzt wurde die Leiche des 48-Jährigen gefunden – am Manaslu, gut eine Woche nach dem Lawinenunglück am achthöchsten Berg der Erde. 

Aus der Gletscherspalte 

„Ein Team von sieben Sherpas hat am Sonntag die Leiche von Rémy Lecluse entdeckt“, sagte Ishwari Paudel, Geschäftsführer des Expeditionsveranstalters Himalayan Guides Nepal. „Sein Körper wurde von der Lawine aus Lager drei mehr als 600 Meter tief den Berg hinuntergespült. Die Sherpas zogen ihn aus einer Gletscherspalte.“ Damit wurden neun tote Bergsteiger aus den Schnee- und Eismassen geborgen, darunter auch ein Deutscher. Ein Franzose und ein Kanadier werden weiter vermisst. 

Moment der Demut 

In den vergangenen Tagen hatten – wie berichtet – zahlreiche Bergsteiger den 8163 Meter hohen Gipfel des Manaslu erreicht. Auch der deutsche Speed-Bergsteiger Benedikt Böhm stand am höchsten Punkt, nur 15 Stunden nach seinem Aufbruch im Basislager. Oben angelangt wickelte der 35-Jährige einen Karabiner in einen „Kata“, einen nepalesischen Seidenschal, den er von einem Lama erhalten hatte, und grub das Bündel im Schnee ein. „Ich habe das den Opfern des Unglücks gewidmet“,  sagte Benedikt später. „Es war ein Moment und ein Akt der Demut.“ Und – wie ich finde – eine  angemessene Geste. Anschließend fuhr Böhm auf Skiern zurück ins Basislager. So wie es auch Rémy Lecluse geplant hatte.

Datum

4. Oktober 2012 | 17:11

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