Tödlicher Absturz am Lhotse
Das Basislager auf der nepalesischen Seite des Mount Everest gleicht derzeit einem winzigen Dorf. Im Frühjahr war es noch eine Kleinstadt gewesen. Insgesamt 913 Bergsteiger, Climbing Sherpas und andere Helfer der 30 Expeditionen hatten sich im April und Mai zu Füßen des Khumbu-Eisbruchs gedrängelt. In diesem Herbst haben dort nur drei Gruppen ihre Zelte aufgeschlagen. Der Japaner Nobukazu Kuriki will den Everest über die selten begangene Westgratroute besteigen, angeblich solo und ohne Flaschensauerstoff. Am Normalweg über den Südsattel versucht sich eine südkoreanische Expedition. Und polnische Bergsteiger haben sich den Lhotse vorgenommen. Bei einem Gipfelversuch stürzte jetzt ein Sherpa tödlich ab.
Große Kälte
Koreanische Bergsteiger hätten die Leiche Temba Sherpas in etwa 6700 Metern Höhe am Fuße der Lhotse-Westwand entdeckt, heißt es heute auf der Internetseite der polnischen Expedition, die von dem sehr erfahrenen Artur Hajzer geleitet wird. Hajzer selbst war auf 8300 Metern Höhe umgekehrt, nachdem sich herausgestellt hatte, dass sich ein anderer Sherpa schwere Erfrierungen an den Händen zugezogen hatte. Wegen der großen Kälte hatten auch mehrere andere polnische Bergsteiger den Gipfelversuch abgebrochen. Temba stieg offenbar langsam weiter auf, ehe er abstürzte. Mit der Besteigung des Lhotse sollten junge polnische Bergsteiger unter Leitung Hajzers Himalaya-Erfahrung sammeln.
Einsamer Japaner
Der 30 Jahre alte Japaner Nobukazu Kuriki wollte nach Angaben seines Basislager-Teams bei seinem Solo-Versuch von Lager drei auf 7200 Metern heute nach Lager vier auf 8000 Metern aufsteigen. In den vergangenen drei Jahren war Kuriki jeweils mit seinen Versuchen am Everest gescheitert. Kritiker halten ihn für einen Schaumschläger.
Nachtrag 17.10.: Nach Angaben der nepalesischen Polizei handelt es sich bei dem zu Tode Gestürzten um den 38 Jahre alten Pemba Sherpa, der aus der Gegend um den Achttausender Makalu stammte. Die polnische Expedition hatte den Namen Temba Sherpa genannt.
P.S. Während meines Urlaubs in der vergangenen Woche ereignete sich am Achttausender Annapurna ein Lawinenunglück. Die beiden Usbeken Ilyas Tukhvatullin (54 Jahre alt) und Ivan Lobanov (51) wurden verschüttet und nicht mehr gefunden. Tukhvatullin hatte 2007 als Mitglied einer russischen Expedition eine neue Route durch die extrem schwierige K 2- Westwand eröffnet. R.I.P.