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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Ruhe vor dem Everest-Sturm

Bald dürfte es wieder voll werden

Es ist angerichtet zum großen Ansturm auf den Gipfel des Mount Everest. Am vergangenen Freitag legte eine Gruppe von Sherpas die letzten Fixseile bis hinauf zum Gipfel auf 8850 Metern. Neben 13 Sherpas aus verschiedenen Expeditionen erreichte auch der Brite David Tait den höchsten Punkt. Der Investmentbanker stand bereits zum fünften Mal auf dem Dach der Welt. Tait will mit seinen Everest-Expeditionen auf das Schicksal sexuell missbrauchter Kinder aufmerksam machen und sammelt Geld für eine Kinderschutzorganisation. Unter den ersten Gipfelstürmern dieser Saison war auch Phurba Tashi. Der 1971 in Khumjung im Everest-Gebiet geborene Sherpa stand bereits zum 20. Mal auf dem höchsten Punkt. Phurba Tashi schickt sich an, den Rekord von Apa Sherpa zu knacken, der in seiner inzwischen beendeten Karriere 21 Mal den Gipfel erreicht hatte.

Umleitung am Hillary Step

Hier lang bitte! (© IMG/Mike Hamill)

Noch verhindert schlechtes Wetter die erste große Gipfelwelle. Um einen Stau wie in den vergangenen Jahren am Hillary Step auf 8760 Metern zu verhindern, haben die Sherpas einige Meter abseits der Normalroute in den Fels eine Reihe Bohrhaken gesetzt. Dort sollen die Bergsteiger, die von oben kommen, abseilen und damit den noch Aufsteigenden aus dem Weg gehen können.

Drei weitere Todesfälle

Inzwischen ist die Zahl der Todesfälle in dieser Frühjahrssaison auf vier gestiegen. Nach dem tödlichen Spaltensturz des 47 Jahre alten „Icefall Doctors“ Mingma Sherpa Anfang April waren seit Sonntag vergangener Woche drei weitere Tote zu beklagen. Der 37 Jahre alte DaRita Sherpa starb im Zelt in Lager drei auf gut 7000 Metern – ob höhenkrank oder aus anderer Ursache, ist unklar. Lobsang Sherpa, 22 Jahre alt, stürzte in der Lhotse-Flanke rund 700 Meter tief ab und verschwand in einer Gletscherspalte. Er konnte nur noch tot geborgen werden. Auf der tibetischen Nordseite des Bergs brach kurz hinter dem vorgeschobenen Basislager auf 6500 Metern der russische Bergsteiger Sergej Ponomarev zusammen. Alle Rettungsversuche blieben erfolglos.

Steck: Sherpas sehen in uns Parasiten

Der Schweizer Topbergsteiger Ueli Steck ist nach seiner Rückkehr vom Everest erst einmal auf Tauchstation gegangen. Vorher gab er dem Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ noch ein lesenswertes Interview zum Angriff der Sherpas gegen ihn, Simone Moro und Jonathan Griffith. „Es waren die schlimmsten Minuten meines Lebens, ich hatte mit allem abgeschlossen. Es gab keinen Ausweg, ich war machtlos“, sagt Ueli. „Ich dachte: Mann, als Extremsportler hast du so viele gefährliche Situationen am Berg gemeistert, und jetzt stirbst du, weil dich eine Horde Sherpas totschlägt. Das ist so dumm.“ Steck glaubt nicht, dass der Angriff gegen die Profibergsteiger ein einmaliger Ausraster bleibt. „Viele Sherpas sehen in uns Parasiten, die an ihrem Berg sind, ohne den Profit zu steigern. Es wird in Zukunft noch mehr Bergsteiger geben, die eine Abreibung bekommen.“

Datum

13. Mai 2013 | 17:32

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