Gletscherschmelze am Everest
Bergsteiger beobachten es seit längerem, Wissenschaftler der Universität Mailand haben es jetzt untermauert: Die Gletscher rund um den Mount Everest ziehen sich zurück. In den vergangenen 50 Jahren seien die Eismassen um 13 Prozent geschrumpft, sagt Sudeep Thukari, der die Untersuchung im Rahmen seiner Doktorarbeit leitete. Die Forschungen des jungen Geowissenschaftlers aus Nepal werden vom Weltklimarat der Vereinten Nationen (IPCC) gefördert.
400 Meter kürzer
Das Wissenschaftler-Team untersuchte, wie sich die Gletscher im Sagarmatha-Nationalpark rund um den Mount Everest in den vergangenen fünf Jahrzehnten verändert haben. Im Schnitt seien sie seit 1962 um 400 Meter kürzer geworden, sagte Thukari. Die Gletscherzonen, die an der Oberfläche statt mit Eis mit Geröll bedeckt seien, hätten um 17 Prozent zugenommen. Die Wissenschaftler vermuten, dass die Gletscherschmelze am höchsten Berg der Erde Folge des Treibhauseffekts ist. In den letzten 20 Jahren sei die durchschnittliche Temperatur im Everest-Gebiet um 0,6 Grad Celsius gestiegen. Gleichzeitig habe es im Vormonsun und im Winter 100 Millimeter (entspricht 100 Liter pro Quadratmeter) weniger Niederschläge gegeben.
Extrembergsteiger Ralf Dujmovits über Klimawandel am Everest
Wasserturm für Asien
„Die Gletscher des Himalaya sind wie ein Wasserturm für Asien“, sagt Sudeep Thakuri. „Sie speichern das Wasser und geben es in der Trockenzeit als Schmelzwasser wieder ab. Die Menschen in den niedrigeren Regionen sind davon abhängig, weil sie es als Trinkwasser, für die Landwirtschaft und für die Stromproduktion benötigen.“ Vielleicht wäre es mal wieder an der Zeit für eine außerordentliche Kabinettssitzung zu Füßen des Mount Everest, um auf die Folgen des Klimawandels für den Himalaya aufmerksam zu machen. Damit hatte die Regierung Nepals 2009 weltweit für Schlagzeilen gesorgt.