More DW Blogs DW.COM

Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Traurige Sommer-Bilanz im Karakorum

Nahe dem Concordiaplatz im Karakorum

In den Basislagern zu Füßen der Achttausender im Karakorum hat das große Packen begonnen. Die Expeditionen neigen sich dem Ende zu. Die Bergsteiger brechen ihre Zelte ab und kehren in die Heimat zurück. Die diesjährige Sommersaison wurde von mehreren Tragödien überschattet. Zuweilen beschlich mich das Gefühl, „Abenteuer Sport“ werde zum Katastrophen-Blog. 

Anschlag am Nanga Parbat

Es begann am 23. Juni mit dem feigen Mordanschlag auf das Basislager an der Diamir-Flanke des Nanga Parbat. Terroristen erschossen als Vergeltung für einen US-Drohnenangriff elf Bergsteiger. So etwas hatte es zuvor in der Geschichte des Höhenbergsteigens noch nicht gegeben. Die Zahl der Opfer wäre sogar noch größer gewesen, hätten sich nicht einige Bergsteiger wegen des guten Wetters in den Hochlagern aufgehalten. Die pakistanischen Behörden ordneten nach dem Anschlag an, diese Seite des Bergs komplett zu räumen. Vier Rumänen, die sich auf der anderen Seite des Bergs an der Schell-Route am westlichen Rand der Rupalwand versuchten, durften bleiben. Expeditionsleiter Zsolt Török und drei weitere Teammitglieder erreichten am 19. Juli als einzige Bergsteiger in dieser Saison den höchsten Punkt des Nanga Parbat auf 8125 Metern.

Vier Tote am Hidden Peak

Morgens auf dem Baltoro-Gletscher

Die Zahl der Gipfelerfolge an den weiter im Norden gelegenen Achttausendern Pakistans blieb überschaubar. Die meisten gab es noch am 8034 Meter hohen Gasherbrum II, wo unter anderen der Allgäuer Thomas Lämmle als Leiter einer deutschen kommerziellen Expedition sieben Bergsteiger auf den Gipfel führte. Am Nachbargipfel, dem Gasherbrum I, auch „Hidden Peak“ genannt, kamen vier Bergsteiger ums Leben. Erst stürzte der 51 Jahre alte Pole Artur Hajzer, einer der ganz Großen des Höhenbergsteigens, in den Tod. Dann starben drei Spanier, die beim Abstieg vom Gipfel im Sturm die Orientierung verloren hatten.

Oldie Cadiach schafft Nr. 13 

Zum Saisonabschluss gab es dann doch noch eine erfreuliche Nachricht vom G I: Der Spanier Oscar Cadiach erreichte am Montag den höchsten Punkt auf 8080 Metern, es war sein 13. Achttausender. Der Katalane aus Barcelona ist bereits 60 Jahre alt. Zwischen 1984 und 2001 bestieg er sieben Achttausender. In den vergangenen drei Jahren hat er wieder richtig aufgedreht: 2011 stand Cadiach auf dem Manaslu, 2012 auf der Annapurna, dem Dhaulagiri und dem K 2, 2013 auf dem Kangchendzönga und jetzt dem Gasherbrum I. In seiner Sammlung fehlt nur noch der Broad Peak.

Vater und Sohn sterben am K 2 

Broad Peak

An dem 8051 Meter hohen Berg gelang dem Österreicher Sepp Inhöger am 5. Juli die erste Gipfelbesteigung eines Achttausenders in Pakistan in dieser Saison. Drei Iraner hatten am Broad Peak weniger Glück. Nachdem sie oberhalb von Lager 3 auf 6800 Metern eine neue Routen-Variante zum Gipfel eröffnet hatten, verstiegen sie sich beim Versuch, über die Normalroute zurückkehren. In einer Höhe von 7500 Metern verließen die Bergsteiger die Kräfte. Eine Such- und Rettungsaktion, die Thomas Lämmle nach seinem Erfolg am G II leitete, blieb erfolglos. Die drei Iraner wurden ebenso für tot erklärt wie kurz danach am K 2 der 52 Jahre alte Marty Schmidt und sein 25-jähriger Sohn Denali. Als einziges Team waren die beiden Neuseeländer trotz problematischer Schneeverhältnisse am Abruzzi-Grat bis Lager 3 auf 7400 Meter aufgestiegen. Dort wurden sie offenbar von einer Lawine im Schlaf überrascht. Den Gipfel des zweithöchsten Bergs der Erde erreichte in diesem Sommer niemand.

Datum

1. August 2013 | 15:23

Teilen