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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Nepal schickt Aufpasser ins Everest-Basislager

Tatü, tata, die Everest-Polizei ist da!

Nepals Regierung will den Bergsteigern am Mount Everest künftig genauer auf die Finger schauen. Von 2014 an soll ein Team der Regierung während der Frühjahrs-Saison seine Zelte im Everest-Basislager in 5300 Meter Höhe aufschlagen. Die Verantwortlichen in Kathmandu reagieren damit auch auf den Sherpa-Angriff gegen die europäischen Topbergsteiger Simone Moro und Ueli Steck sowie ihren Kameramann Jonathan Griffith. Eine Gruppe Sherpas hatte das Trio Ende April nach einem Streit im Lager 2 auf 6400 Metern geschlagen, mit Steinen beworfen und mit dem Tod bedroht. „Wenn die Regierung vor Ort ist, wird die Botschaft ‚Gesetzesverstöße sind strafbar’ eindrücklicher“, sagte Purna Chandra Bhattarai vom Tourismusministerium dem britischen Sender BBC.

Nur auf dem Papier 

Eigentlich stehen Expeditionen zu Nepals Achttausendern schon lange unter Aufsicht. Schließlich wird jeder Gruppe ein Verbindungs-Offizier zugeteilt. In der Praxis haben sich jedoch beide Seiten arrangiert. Meist bleiben die Verbindungsleute in Kathmandu, lassen sich nur vor und nach der Expedition blicken und melden sich dazwischen, wenn überhaupt, per Telefon. Ein für alle Beteiligten bequemes Modell: Die einen verdienen Geld mit minimalem Aufwand, die anderen fühlen sich nicht gegängelt. Das neue Regierungsteam im Everest-Basislager soll jetzt kontrollieren, ob sich die Bergsteiger entsprechend dem in Kathmandu erteilten Permit verhalten, also ob sie die Auflagen auch wirklich einhalten.

Nur noch Rettungsflüge

Miura und der Heli

Strengere Vorschriften soll es auch für Helikopterflüge geben. Sie sollen oberhalb des Basislagers nur noch für Rettungseinsätze freigegeben werden. In der vergangenen Saison hatten sich einige Bergsteiger aus Hochlagern ausfliegen lassen, ohne dass ein wirklicher Notfall vorlag, etwa – wie hier berichtet – der 80 Jahre alte Japaner Yuichira Miura, nachdem er einen neuen Altersrekord aufgestellt hatte.

Rekordversuche anmelden

Dem Rekord-Wahn am Everest soll Einhalt geboten werden. Bergsteiger müssen künftig den Regierungsvertretern im Basislager mitteilen, wenn sie vorhaben, einen neuen Rekord aufzustellen. „Das Team wird dann entscheiden, ob der Versuch den Regeln entspricht, die die Regierung aufgestellt hat“, sagt Ang Tshering Sherpa. Der langjährige Präsident des Nepalesischen Bergsteiger-Verbands (NMA) war Mitglied der Reform-Kommission. „Wir haben Leute gesehen, die bizarre Rekorde versuchten, wie am Gipfel auf dem Kopf zu stehen oder die Kleider auszuziehen“, erinnert sich Ang Tshering. „So ein Verhalten verträgt sich nicht mit der Würde des Everest.“

Und die Massen?

Ob allerdings ein Regierungsteam, das im Basislager sitzt, wirklich Einfluss darauf hat, was oben am Berg geschieht, scheint fraglich. Und um das Kernproblem am Everest macht die Regierung weiter einen großen Bogen: Dass zu viele und häufig auch dem Berg nicht gewachsene Gipfelanwärter gleichzeitig unterwegs sind und die Normalroute verstopfen.

Datum

2. August 2013 | 15:05

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