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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Trauter Berg

Gipfelkreuz am Heuberg

Seit drei Tagen atme ich Bergluft. Wieder hat es uns nach Walchsee in Tirol verschlagen, auf einen Bauernhof, der fast so etwas wie unsere zweite Heimat geworden ist. Mit lieben Gastgebern, einem tollen Ausblick vom Balkon, einem Kraftplatz und rundherum Bergen, mit denen wir unsere ganz persönlichen Erinnerungen verbinden. Heute haben wir wieder einmal unseren „Familienberg“ bestiegen. 1603 Meter misst der Heuberg, den ich euch ja schon einmal im Blog vorgestellt habe. Er ist mir so vertraut, dass der Aufstieg fast etwas Rituelles, Meditatives hat. Ich benötige keine Wegmarken mehr, muss einfach nur steigen und kann mich in meinen Gedanken verlieren. Irgendwann stehe ich oben, Blick und Herz öffnen sich. Wunderbar.

Wetterfahne als Konstante

Im letzten Jahr warf ich auf der Wetterfahne, einem anderen Berg im Kaiserwinkl, einen Blick ins Gipfelbuch. Immer wieder tauchte dort derselbe Name auf, einfach nur mit Datum versehen. Fast jeden zweiten Tag hatte dieser Mann den eher kleinen, unscheinbaren Berg bestiegen, der für ihn eine große Bedeutung gewonnen haben muss: als Konstante. Keine Fahne, die sich mit jedem Wind dreht, sondern eine 1284 Meter hohe Wetterfahne, um die sich sein Leben rankt.

Dämlicher Gipfelbuch-Eintrag

Wie weit entfernt von diesem innigen Verhältnis zum Berg ist doch jenes holländische Pärchen, das jetzt 2300 Euro für eine überflüssige Bergung blechen musste. Die beiden hatten den Gipfel des Kleinen Göll (1753 Meter) bestiegen und dann per Handy die Salzburger Bergrettung alarmiert. Angeblich sei der Weg zu nass und rutschig, um abzusteigen. Die Retter fanden den Pfad trocken und gut begehbar vor, flogen die Touristen aber doch ins Tal, um auf Nummer sicher zu gehen. Der Eintrag ins Gipfelbuch entlarvte die beiden schließlich vollends: „M. und H. aus Holland waren am Gipfel. Zurück ‚gehen’ wir mit dem Helikopter.“ Wie dämlich!

P.S.: Bis Ende nächster Woche mache ich noch Urlaub, bis dahin gibt es (wahrscheinlich) nur das eine oder andere Geschichtlein von hier. Danach widme ich mich wieder den Extrembergsteigern. Versprochen.

Datum

14. August 2013 | 18:56

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