Betagte Muschel mit Salzkruste
„Will you still need me? Will you still feed me, when I’m sixty-four?“, sangen einst die Beatles. Mit 64 galtest du damals als steinalt, nicht nur für die Pilzköpfe aus Liverpool. Heute schwimmen Frauen in dem Alter sogar von Kuba nach Florida. Die New Yorkerin Diana Nyad hat es jedenfalls getan. Die 64-Jährige benötigte für die rund 170 Kilometer von Havanna bis Key West auf Florida nur 52 Stunden.
Ohne Käfig
Sie war die erste Langstreckenschwimmerin, die die lange Strecke schaffte, ohne sich von einem Käfig gegen Haiangriffe schützen zu lassen. Mit einem solchen Käfig war 1997 die Australierin Susie Maroney als Erste von Kuba nach Florida geschwommen. Als 30-Jährige hatte Diana Nyad 1979 einen Langstrecken-Weltrekord aufgestellt: Sie schwamm 164 Kilometer weit von den Bahamas nach Florida. Auch damals verzichtete sie auf einen Schutzkäfig.
Einzelschwimmen als Mannschaftssport
Als Diana jetzt in Key West völlig erschöpft aus dem Wasser stieg, glich sie ein wenig einer betagten Muschel mit Salzkruste. „Salzwasser“, war dann auch zunächst das einzige Wort, das sie über ihre geschwollenen Lippen brachte. Doch Nyad erholte sich schnell und brachte ihre Botschaften unters Strandvolk: „Erstens: Wir sollten niemals aufgeben. Zweitens: Man ist nie zu alt, um seine Träume zu jagen. Drittens: Schwimmen mag aussehen wie ein Einzelsport, es ist aber ein Mannschaftssport.“
Anti-Quallen-Schutz
35 Männer und Frauen hatten Diana unterstützt. Sie versorgten sie von einem Boot aus mit Trinkwasser, Lebensmitteln und Medikamenten. Taucher schwammen vor ihr her, um nach Haien Ausschau zu halten und die lästigen Quallen zu vertreiben. Vor allem die letztgenannten Plagegeister, die im Golf von Mexiko häufig herumschwimmen, hatten Dianas vorhergehende Versuche scheitern lassen: 1978 sowie dreimal in den Jahren 2011 und 2012. Diesmal trug sie einen Ganzkörper-Schutzanzug und eine Gesichtsmaske.
„Nahe beieinander“
Mit ihrem Projekt setzte Diana Nyad auch ein politisches Signal. Sie wolle zeigen, dass die USA und Kuba trotz ihrer ideologischen Gegensätze „letztlich nahe beieinander“ lägen, sagte die 64-Jährige, bevor sie in Havanna ins Wasser sprang. Oder frei nach den Beatles: „Obama, hear me! Cuba is near me! Hey folks, I’m sixty-four.”