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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Maxuts neuer Everest ist höher als 8848 Meter

Maxut Zhumayev

Maxut Zhumayev

„Als ich mich dem höchsten Punkt näherte, sah ich Vassiliy im Schnee sitzen, zehn Meter vom Gipfel entfernt. Ich freute mich sehr, dass mein Freund auf mich gewartet hatte“, erinnert sich Maxut an den Gipfeltag auf dem K 2, den 23. August 2011. „Das war etwas ganz Besonderes.“ An diesem Tag komplettierten Maxut Zhumayev und Vassiliy Pivtsov ihre Achttausender-Sammlung, zehn Jahre und zehn Tage, nachdem sie auf dem Gasherbrum I gestanden hatten, ihrem ersten Achttausender. Die beiden Kasachen bestiegen 13 der 14 höchsten Gipfel der Welt gemeinsam, nur am Manaslu waren sie in getrennten Expeditionen unterwegs. Das sei einzigartig, sagt Maxut: „In der Geschichte des Bergsteigens hat es das noch nicht gegeben, dass zwei Kletterer so viele Achttausender-Gipfel gemeinsam erreicht haben.“  

Hartes Stück Arbeit am K 2

Maxut und Vassiliy auf den letzten Metern zum Gipfel des K 2

Maxut und Vassiliy auf den letzten Metern

Ich treffe den 37-Jährigen auf der ISPO in München, wo es auch ein Wiedersehen mit anderen Teammitgliedern von 2011 gibt: Maxut spricht mit Gerlinde Kaltenbrunner, die an besagtem Tag ebenfalls den K 2 bestieg, den letzten Achttausender, der ihr noch fehlte. Und mit ihrem Mann Ralf Dujmovits, der auch zum Team gehörte, auf den entscheidenden Gipfelvorstoß aber verzichtete. „Der K 2 war wirklich hart“, sagt Maxut. „Es war mein sechster und Vassiliys siebter Versuch.“ Die anderen Achttausender hatte Zhumayev gleich im ersten Anlauf bestiegen. Bei allen Besteigungen verzichtete er auf Flaschen-Sauerstoff.

Aus der Ebene auf die Gipfel

Maxut wurde in der Steppe Westkasachstans geboren und fand erst spät zum Bergsteigen: „Ich begann zu klettern, als ich 20 Jahre alt war. Damals arbeitete ich als eine Art Sherpa, als Träger. Ich schulterte das Gepäck einer Trekkinggruppe aus Frankreich.“ Maxut freundete sich mit einigen Kletterern an, die zu der Gruppe gehörten. „Ich bin glücklich, dass ich ihre Philosophie und ihren Lebensstil kennengelernt habe. Sie sind schuld, dass ich immer noch in den Bergen unterwegs bin und klettere.“ Wie sein Freund Vassiliy Pivtsov verdient auch Zhumayev sein Geld als Leutnant der kasachischen Armee.

Kasachischen Alpinverein gegründet

Zhumayev 2007 auf dem Everest

Zhumayev 2007 auf dem Everest

Nachdem er alle Achttausender bestiegen hatte, fiel Maxut zunächst in ein mentales Loch. „Ich brauchte ungefähr ein Jahr, um neue Träume und neue Ziele zu finden“, erzählt Maxut. Anfang 2013 gründete Zhumayev den Kasachischen Alpinverein. Er will die Einstellung seiner Landsleute zu den Bergen ändern: „Es geht um die Philosophie, wie man mit der Natur umgeht. Für mich ist die Natur kein Spielzeug, sondern meine Heimat.“ Maxut ist sich bewusst, dass er nicht von heute auf morgen in Kasachstan Strukturen wie jene westeuropäischer Alpenvereine schaffen und dazu noch seine Bergphilosophie verbreiten kann: „Das ist mein neuer Everest. Er ist höher als 8848 Meter, weil meine Lebenszeit nicht ausreichen wird, um dieses Projekt zu vollenden.“

Weniger Gefahr

Aus Verantwortung für seine Frau, seine vierjährige Tochter und den fünfjährigen Sohn macht Maxut jetzt einen Bogen um gefährliche Klettereien. Zhumayev hat sich vorgenommen, die „Seven Summits“ zu besteigen, die höchsten Gipfel aller Kontinente. Auf dem Mount Everest (Asien) stand er schon, auf dem Kilimandscharo (Afrika) auch. Für dieses Jahr hat er sich im Mai den Denali (Nordamerika) vorgenommen und im Herbst den Aconcagua (Südamerika). Wenn es ihm gelingt, Sponsoren zu gewinnen, will er sich anschließend auch noch am Mount Vincent (Antarktis) versuchen.

Datum

6. Februar 2014 | 16:17

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