Gelesen: Herausforderung 8000er
Das Problem von Nachschlagewerken ist, dass ihre Halbwertzeit kurz ist. Kaum in Druck gegangen, sind sie in Details schon wieder überholt. Dieses Dilemma hat sich im elektronischen Zeitalter verstärkt. Veränderungen vollziehen sich immer rasanter. Das hat dazu geführt, dass traditionsreiche Lexikon-Verlage pleite gegangen sind. Das Internet scheint das einzige Medium zu sein, das in der Lage ist, diese Kurzatmigkeit abzubilden. Dennoch empfehle ich euch heute mit „Herausforderung 8000er“ ein Buch, das zwar im Augenblick auf aktuellem Stand ist, womöglich in ein paar Wochen – sollten etwa Simone Moro und David Göttler bei ihrer Winterexpedition am Nanga Parbat erfolgreich sein – schon nicht mehr ganz.
Topaktuell (Stand jetzt)
Jochen Hemmleb ist zu verdanken, dass „On Top of the World”, das Standardwerk zu den Achttausendern aus der Feder der US-Autoren Richard Sale und George Rodway, jetzt endlich auch auf Deutsch erschienen ist. Hemmleb hat das Original nicht nur übersetzt, sondern auch so ergänzt, das es bei Drucklegung im Oktober 2013 topaktuell war und, Stand jetzt, auch noch ist. Selbst Ueli Stecks Solo-Durchsteigung der Annapurna-Südwand hat Hemmleb noch verarbeitet. Dieser Meilenstein der jüngsten Geschichte des Himalaya-Bergsteigens findet sich auch im umfangreichen, übersichtlichen Statistik-Teil, den der akribische Chronist Eberhard Jurgalski beigesteuert hat. Jeder, der sich intensiver mit Achttausender-Bergsteigen beschäftigt, kennt Eberhards Internetseite 8000ers.com, die ein wahres Füllhorn an Informationen ist.
Alle Achttausender-Routen
In diesem Buch findet ihr also nicht nur spannende Geschichten aus allen Epochen des Achttausender-Bergsteigens, sondern auch jede Menge Datenmaterial. So könnt ihr zum Beispiel nachschlagen, welcher Achttausender die höchste Todesrate hat, wer wann welche Route eröffnet hat und wer im kalendarischen oder meteorologischen Winter an den höchsten Bergen erfolgreich war. Freuen werdet ihr euch sicher auch über die großformatigen Bilder der Achttausender, auf denen alle Routen eingetragen sind, die bis zum Herbst 2013 eröffnet wurden. Wer sich diese Übersichten im Internet zusammensuchen will, hat lange zu tun.
Winziger Wermutstropfen
Ich sage voraus, dass ihr auch nach der erstmaligen Lektüre immer wieder zu „Herausforderung 8000er“ greifen werdet. Es hat wegen seiner Informationsfülle das Zeug zum 8000er-Buch der Bücher – vorausgesetzt, es gibt spätestens alle ein bis zwei Jahre eine aktualisierte Neuauflage. Dann sollte man vielleicht auch im Kapitel über den Manaslu die verheerende Lawine im September 2012 am Manaslu erwähnen, in der elf Bergsteiger ihr Leben ließen. Ein winziger Wermutstropfen.