Lungenödem stoppt Alix von Melle am Makalu
Das Wichtigste zuerst: Alix von Melle geht es den Umständen entsprechend gut. Die 42-Jährige, mit sechs bestiegenen Achttausendern die erfolgreichste deutsche Höhenbergsteigerin, war Ende vergangener Woche mit ihrem Ehemann Luis Stitzinger zu ihrem zweiten Gipfelversuch am Makalu aufgebrochen. Beide erreichten wie geplant ihr letztes Hochlager auf 7600 Metern. In der folgenden Nacht stiegen Alix und Luis Richtung Gipfel auf. Sie wollten den höchsten Punkt auf 8485 Metern ohne Flaschensauerstoff erreichen. Es sei kalt und windig gewesen, schreibt Luis. „Alix plagte schon seit Tagen wieder intensiver Höhenhusten. So auch an diesem Tag, bei der extrem kalten und trockenen Luft auf über 7500 Metern. Nach einer starken Hustenattacke meinte Alix auf einmal: Irgendetwas stimmt nicht, ich bekomme kaum mehr Luft!“
Nichts wie runter!
Sie hätten noch versucht, weiter aufzusteigen, doch Alix‘ Zustand habe sich dramatisch verschlechtert. „Schlagartig war uns beiden klar: Das war das Ende! Noch vor Stunden waren wir so zuversichtlich, dieses Mal den Gipfel zu erreichen und nun das.“ Die beiden kehrten um. Im Zelt stellten sie fest, dass die Sauerstoffsättigung in Alix‘ Blut nur noch bei 52 Prozent lag, verglichen mit 78 Prozent am Abend zuvor. Offensichtlich litt von Melle an einem Höhenlungenödem und schwebte damit in Lebensgefahr. „Zum Glück hatten wir alle Medikamente und Notfallsauerstoff zur Verfügung, so dass wir sofort mit der Behandlung beginnen konnten.“
„Wahre Odyssee“
Beiden war klar: Sie mussten so schnell wie möglich nach unten. Alix atmete beim Abstieg Flaschensauerstoff. Nach einem Gewaltmarsch trafen das deutsche Paar noch am gleichen Abend im Basislager ein. „Eine gründliche Kontrolle des Basislagerarztes ergab, dass sich Alix nicht nur ein Höhenlungenödem zugezogen hatte, sondern gleichzeitig an einer Lungenentzündung litt. Kein Wunder, dass sie keine Luft mehr bekommen hatte!“, schreibt Luis. „Trotz der Enttäuschung um das jähe Ende waren wir Gott froh, wieder sicher im Basislager zu sein und alle Mittel für eine sichere Behandlung zu haben. Der Abstieg war eine wahre Odyssee gewesen, die nun ihr Ende gefunden hatte.“
Wie eine kühle Sirene
Mit dem Hubschauber wurden Alix und Luis später nach Lukla geflogen, wo die deutsche Bergsteigerin in der Klinik weiter behandelt wurde. Am Tag darauf folgte der Rückflug nach Kathmandu. „Der Makalu hat uns ein weiteres Mal seine kalte Schulter gezeigt. Der Berg ist wie eine kühle Sirene – erst lockt sie, dann will sie einen verderben und nicht mehr gehen lassen. Trotzdem ist sie schön und anmutig“, bilanziert Luis. Zum zweiten Mal nach 2010 kehren sie ohne Gipfelerfolg vom Makalu zurück. „Wie sagt man so schön – aller guten Dinge sind drei!? Das dritte Mal kann aber noch ein gutes Weilchen warten.“ Zunächst einmal gute Besserung, Alix! Die Berge laufen nicht weg.