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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Mittelschwerer Siebentausender

Kokodak Dome (l.)

Kokodak Dome (l.)

Läge der Kokodak Dome nicht im Westen Chinas, sondern in Slowenien, herrschte wohl Hühneralarm. Im Slowenischen ist „Kokodak“ nämlich das lautmalerische Wort für Gegackere. Woher das Ziel unserer Expedition, die Ende der Woche beginnt, seinen Namen hat, konnte ich noch nicht abschließend klären. Ich vermute, dass die Silbe „dak“ auf das uigurische „thak“ zurückgeht, was Berg bedeutet. Und „koko“? Vielleicht das mongolische Wort für „blau“. Blauer Berg? So ganz schlüssig finde ich das aber nicht. Wenn ich das Rätsel noch lösen kann, werde ich es euch wissen lassen. Zweifellos ist „Dome“ das englische Wort für Kuppe, und das trifft die Form des 7129 Meter hohen Gipfels recht präzise.

Einer von dreien

Der Kokodak Dome liegt in der Kongur-Gebirgskette ganz im Westen Chinas. Die höchste Erhebung des Gebirgszugs, der 7719 Meter hohe Kongur Tagh, wurde 1981 erstbestiegen. Chris Bonington, Alan Rouse, Peter Boardman und Joe Tasker waren die Pioniere, vier Topbergsteiger aus der glanzvollen Ära des britischen Himalaya-Bergsteigens in den 1970er und 80er Jahren. In den chinesischen Karten sind drei Kokodak-Gipfel ausgewiesen. Der höchste von ihnen, der Kokodak Peak (7210 Meter), wurde 2006 von einem vierköpfigen russischen Team erstmals erklommen. Die beiden anderen, der Kokodak Dome (auch Kokodak II, 7129 Meter) und der Kokodak III (7031 Meter), gelten noch als unbestiegen.

Luis Stitzinger: Ein mittelschwerer Achttausender

„Schönes Mittelmaß“

Oben nur noch Schnee und Eis

Oben nur noch Schnee und Eis

„Er hat eine ähnliche Topographie wie der in Sichtweite gelegene (7509 Meter hohe) Mustagh Ata, ist aber etwas steiler“, sagt Expeditionsleiter Luis Stitzinger über „unseren“ Berg, den Kokodak Dome. „Dadurch ist er technisch interessanter und auch fordernder. Ich würde ihn nicht als leichten, sondern als mittelschweren Siebentausender bezeichnen. Ein schönes Mittelmaß.“ Bis auf eine Höhe von etwa 6500 Metern werden wir der Route der russischen Bergsteiger folgen, die vor acht Jahren auf dem Kokodak Peak standen. Dann biegen wir links ab, in unbekanntes Terrain. „Dort wird das Gelände wieder flacher. Auf diesem Bergrücken ist Beißen angesagt. Man geht und geht, ohne den Gipfel zu sehen. Da muss man sich ganz schön zusammennehmen. Das ist eine psychologische Etappe.“

Luis Stitzinger: Am Ende eine psychologische Etappe

Bergsteigakademisch

Die Frage, ob es sich bei dem Kokodak Dome um einen eigenständigen Gipfel handelt oder um einen Nebengipfel, ist eher „bergsteigakademisch“. Derzeit gilt im Himalaya und Karakorum ein Gipfel erst dann als eigenständig, wenn er mindestens 500 Meter höher ist als der höchste angrenzende Pass, der zum nächsthöheren Berg führt. Diese Bedingung erfüllt der Kokodak Dome wahrscheinlich nicht. Aber ganz ehrlich, es ist mir auch ziemlich schnuppe. Fakt ist, dass noch keiner oben war und wir hinauf wollen.

Datum

30. Juni 2014 | 17:32

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