Lager 1 erreicht
5529 Meter. Das klingt banal, wenn das Ziel ist, einen 7129 Meter hohen Berg erstmals zu besteigen. Meine Beine sagen etwas anderes: „Genug für heute, gönne uns endlich ein bisschen Ruhe!“ Sie haben recht. Es war ein anstrengender Tag. Um sechs Uhr früh klingelte der Wecker in unseren Zelten. Allzu spät wollten wir nicht aufbrechen. Schließlich mussten wir noch Wasser kochen, frühstücken und alle Zelte abbauen. Luis hatte das Ziel ausgegeben, nach der Nacht im Zwischenlager auf 4850 Metern möglichst viel Material in unser geplantes Lager 1 zu schaffen.
Ausgesetztes Gelände
Um acht Uhr ging es los. Den ersten Teil der Strecke bis zum Depot auf 5080 Metern kannten fasst alle schon vom Vortag. Wieder buckelten wir prall gefüllte Rucksäcke den Schotterberg hinauf. Sie wurden noch voller, als wir das Material verstauten, das wir gestern im Depot verstaut hatten. Etwa 200 Meter höher bauten wir nun ein Zelt auf, in das wir Ausrüstung deponierten, die wir oberhalb davon nicht mehr brauchten, wie etwa die leichten Bergschuhe. Jetzt schlüpften wir in die klobigen Expeditionsschuhe, denn oberhalb mussten wir in Schneeflanken aufwärts steigen. Das Gelände war recht exponiert. Jeder Schritt wollte bedacht sein, Konzentrationsfehler konnten wir uns bei dem Gefälle rechts und links nicht leisten, zumal wir mit schwerem Gepäck und in zunehmend dünnerer Luft aufstiegen.
Geschützer Platz
Als ich um die Mittagszeit Lager 1 auf 5529 Metern erreichte, hatten die ersten bereits damit begonnen, Plätze für Zelte zu planieren. „Die Stelle ist ideal“, sagte Expeditionsleiter Luis. „Genug Fläche für acht Zelte und keine Lawinengefahr.“ Ein Zelt steht bereits. Dort haben wir die gesamte Hochlager-Ausrüstung untergebracht, die wir nur noch oben benötigen wie besonders warme Schlafsäcke, Schlafmatten, dicke Daunenkleidung, Gaskocher und Kartuschen. Als wir abstiegen, blieben lediglich unsere beiden Nepalesen Singi und Chhongba zurück. Sie übernachten heute in dem Zelt in Lager 1 und bringen schon im weiteren Verlauf der Route Fixseile an, bevor sie dann morgen ins Basislager absteigen. Das haben wir schon heute hinten uns gebracht.
Ruhetag
„Das ist wirklich der schwierigste Berg, den ich bisher gemacht habe“, stellte Churchy fest. „Hier darfst du dir keinen Fehler leisten. Der Kokodak Dome ist schwieriger als der Cho Oyu und der Pik Lenin.“ Am Achttausender Cho Oyu erreichte Churchy das Gipfelplateau, den Siebentausender Pik Lenin hat er bestiegen. Luis ist zufrieden mit uns: „Das war heute eine tolle Leistung von allen. Bisher läuft unsere Expedition wirklich rund.“ Morgen können wir uns von den körperlichen und psychischen Strapazen erholen. Ein Ruhetag ist angesagt. Der passt zum erwarteten schlechten Wetter. Unsere Beine werden es uns danken.