Bergsteiger-Klingelbeutel
Ist es bloß ein Zufall oder schon ein Trend? Sowohl die Winterexpedition von Denis Urubko zum K 2 als auch die des Italieners Daniele Nardi zum Nanga Parbat bessern die Expeditionskasse mittels „Crowdfunding“ auf, sprich mit einer Sammlung im Internet. Wer sich selbst schon einmal vergeblich die Finger wund gewählt oder geschrieben hat, um Sponsoren für eine Expedition aufzutreiben, wird nachvollziehen können, dass nun auch Bergsteiger versuchen, mit dieser Finanzierungsform des digitalen Zeitalters Geld zusammenzukratzen.
Geld ja, Permit nein
Der gebürtige Kasache Denis Urubko, der inzwischen russischer Staatsbürger ist, will zusammen mit dem Polen Adam Bielecki und dem Basken Alex Txikon den K 2, den mit 8611 Metern zweithöchsten Berg der Erde, erstmals im Winter besteigen: über eine teilweise neue Route von der chinesischen Nordseite aus. Die Crowdfunding-Aktion dafür ist abgeschlossen. Sie brachte innerhalb der Laufzeit eines Monats 11.205 US-Dollar ein, drei Viertel der angestrebten Summe von 15.000 Dollar. „Wichtiger als das Geld ist euer Vertrauen nicht nur in unser Team und das Projekt K 2- Winterexpedition 2014/2015, sondern vor allem in die Fähigkeit und den Wunsch des Menschen, neue Dinge zu entdecken“, bedankt sich Denis bei den Spendern. Die finanzielle Lücke ist geschlossen, dafür hat sich – fünf Tage vor der geplanten Abreise – eine andere aufgetan, die schwerer zu schließen sein dürfte. „Die chinesischen Behörden weisen uns ab. Wir haben keine Besteigungsgenehmigung“, schreibt Denis auf Facebook.
Spenden-Schlussspurt vor Weihnachten?
Der K 2 ist einer von zwei Achttausendern, die sich bisher allen Versuchen einer Winterbesteigung widersetzt haben. Der andere ist der 8125 Metern hohe Nanga Parbat in Pakistan. Dort hat der Pole Tomasz Mackiewicz bereits seine Akklimatisierung abgeschlossen. Tomek verbringt den fünften Winter in Serie an dem Berg, diesmal will er es solo versuchen. Der Pole teilt sich das Basislager auf der Diamir-Seite mit dem Italiener Daniele Nardi, der wie schon im Winter 2013 mit der Französin Elisabeth Revol ein Team bildet.
Danieles Geldsammel-Aktion im Internet läuft noch vier Tage, war bisher aber eher mäßig erfolgreich. 1362 Euro (Stand: 17.12.) sind bei dem „Crowdfunding“ zusammengekommen, das sind nicht mal zehn Prozent der geplanten Summe von 15.000 Euro. Nardi kann also nur auf einen vorweihnachtlichen Spenden-Schlussspurt hoffen. Immerhin muss sich Daniele keine Sorgen um das Permit machen.
Update 19.12.: Das Bergsteiger-Trio, das sich den K 2 im Winter vorgenommen hat, geht inzwischen davon aus, dass sich der Beginn der Expedition wegen der fehlenden Permits, um zwei bis drei Wochen verzögert.
P.S. Für alle, die statt für Expeditionen lieber für Hilfsprojekte spenden wollen, hier zwei Tipps: 1) Krankenhäuser der Sir- Edmund-Hillary-Stiftung (IBAN DE 76 7115 2570 0620 6210 11 SWIFT-BIC : BYLADEM1MIB), 2) die Hilfsaktion des Arztes und Bergsteigers Matthias Baumann für die Sherpa-Familien der Lawinenopfer vom Everest (IBAN DE 45 6545 0070 0007 0581 89, BIC: SBCRDE66)