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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

China sagt nein zu Winterbesteigung des K 2

Die Nordseite des K 2

Die Nordseite des K 2

Manches Weihnachtsgeschenk geht gründlich daneben. Eine böse Bescherung erlebte der russische Bergsteiger Denis Urubko. Am ersten Weihnachtstag erhielt der 41-Jährige eine Email aus China, in der ihm mitgeteilt wurde, dass die Behörden ihm endgültig das Permit für eine Winterbesteigung des K 2 von der chinesischen Seite aus verweigert hätten. Grund sei ein „terroristisches Ereignis“ in der Unruheregion Xinjiang. „Die Situation ist derzeit nicht sicher für Ausländer, die nach Xinjiang kommen“, heißt es in dem Schreiben. Auch der Vorschlag, die Städte zu meiden und direkt zum zweithöchsten Berg der Erde zu reisen, sei abgelehnt worden. Damit müssen Urubko und seine Bergpartner, der Baske Alex Txikon und der Pole Adam Bielecki, ihren Plan aufgeben, den K 2 erstmals im Winter zu besteigen, von China aus über eine teilweise neue Route auf der Nordseite.

Es gärt in Xinjiang

Um welches „terroristische Ereignis“ es sich handelt, blieb offen. Am 16. Dezember hatte ein Messerstecher in der Provinzhauptstadt Urumqi an einer Bushaltestelle drei Menschen verletzt. Anschließend sollen dort Polizei und Militär die Kontrollen extrem erhöht haben. Mit der Jahreswende treten in Xinjiang verschärfte Gesetze in Kraft. Religionsausübung ist dann in Behörden, öffentlichen Schulen oder Unternehmen untersagt. Wer Internet oder Handy nutzt, um „die nationale Einheit und die soziale Stabilität zu untergraben oder zu ethnischem Hass anzustiften“, riskiert hohe Geldstrafen. Informationen von unabhängiger Seite aus Xinjiang gibt es kaum. Angeblich sind in der Provinz in den vergangenen 20 Monaten bei Anschlägen von Uiguren 400 Menschen ums Leben gekommen. Nachprüfen lässt sich das nicht.

Uiguren fühlen sich benachteiligt

Das alte und das neue Kaschgar

Das alte und das neue Kaschgar

Die Uiguren sind Moslems und sprechen Uigurisch, eine Turksprache. Sie fühlen sich durch die Han-Chinesen, die in immer größerer Zahl in Xinjiang angesiedelt werden, verdrängt und benachteiligt. Während unserer Expedition zum Kokodak Dome im vergangenen Sommer erzählte mir ein Uigure, wie sich das im Alltag auswirkt: „Wenn ich einen Kredit haben will, um ein Unternehmen zu gründen, ernte ich in der Bank nur ein müdes Lächeln. Kommt ein Han-Chinese mit dem gleichen Anliegen, hat er am nächsten Tag sein Geld. Bei der Wohnungssuche verhält es sich genauso.“ Auf unserer Rückreise über Kaschgar erlebten wir selbst, wie angespannt die Lage in der Provinz ist. Zum Ende des Ramadan wurde der Peking-treue, bei den Uiguren unbeliebte Imam der Stadt ermordet. Umgehend glich die Stadt einer Festung: Das chinesische Militär errichtete Straßensperren, Märkte und Geschäfte durften nicht öffnen, das (ohnehin zensierte) Internet wurde gesperrt. Stundenlang ging in Kashgar so gut wie nichts mehr. Dann wurden die Straßensperren abgebaut, langsam erwachte das normale Leben wieder. Und wir waren froh, dass wir die Unruheprovinz wie geplant verlassen konnten.

Datum

28. Dezember 2014 | 17:00

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