Piolet d’Or: Da waren es nur noch drei
Die Oscars für die Schauspieler sind verliehen, die für die Bergsteiger noch nicht. Vom 9. bis 12. April trifft sich die Bergsteiger-Szene in Chamonix und Courmayeur zu Füßen des Mont Blanc, wo die diesjährigen Piolet d‘Ors verliehen werden, die Goldenen Eispickel. Die neunköpfige Jury, zu der auch die deutsche Topkletterin Ines Papert gehört, hat aus einer vorläufigen Liste der 58 wichtigsten Besteigungen des Jahres 2014 drei besonders herausragende ausgewählt.Traverse, Nordwand und ein „Scheues Mädchen“
Dazu zählt die so genannte „Fitz-Traverse“, die im Februar Alex Honnold und Tommy Caldwell im Februar 2014 gelungen war. Die beiden US-Amerikaner überschritten die komplette Gipfelgruppe um den Fitz Roy in Patagonien. Für die mehr als fünf Kilometer lange Kletterstrecke über sieben Gipfel und teilweise messerscharfe Grate benötigten die beiden fünf Tage.
Ebenfalls unter die Top drei haben es die drei slowenischen Bergsteiger Ales Cesen, Luka Lindic and Marko Prezelj geschafft. Sie durchstiegen Ende September 2014 am formschönen 6515 Meter hohen Hagshu in der indischen Krisenregion Kaschmir erstmals die 1350 Meter hohe Nordwand. Die beiden Briten Mick Fowler und Paul Ramsden, die sich ursprünglich dieselbe Route vorgenommen hatten, dann aber wegen der schon anwesenden Slowenen auf die Nordostwand ausgewichen waren, schafften es mit ihrer neuen Route „nur“ in die Vorauswahl.
Die Dritten auf dem Podest sind die beiden Russen Alexander Gukov and Alexey Lonchinsky. Sie durchstiegen im Mai 2014 erstmals die 1900 Meter hohe Südwestwand des Thamserku (6618 Meter) im Khumbu-Gebiet in Nepal, unweit des Mount Everest. Für ihre Tour im Alpinstil benötigten sie acht Tage. Ihre Route tauften Alexander und Alexey “Shy girl”, scheues Mädchen. Warum, werden sie sicher im April am Mont Blanc verraten.
Ehren-Piolet d’Or für Chris Bonington
Bei der Veranstaltung erhält auch die lebende Bergsteiger-Legende Sir Chris Bonington einen Piolet d’Or. Der 80 Jahre alte Brite wird – wie berichtet – für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Im vergangenen Jahr hatten der Schweizer Ueli Steck (für seine Solodurchsteigung der Annapurna-Südwand in Nepal) sowie die Kanadier Raphael Slawinsky und Ian Welsted (für die Erstbesteigung des 7040 Meter hohen K 6 West in Pakistan) den „Oscar der Bergsteiger“ gewonnen.