More DW Blogs DW.COM

Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Totenbergung am Everest: Schwierig und gefährlich

Eric Arnolds Leiche trifft in Kathmandu ein

Eric Arnolds Leiche trifft in Kathmandu ein

Mehr als 400 Besteigungen, fünf Todesfälle. So lautet bisher die Bilanz der Frühjahrssaison am Mount Everest, die sich langsam, aber sicher dem Ende zuneigt. Die beiden indischen Bergsteiger, die seit knapp einer Woche, vermisst wurden, sind offenbar beide tot. Ein Sherpa-Rettungsteam entdeckte oberhalb des Südsattels die Leiche von Paresh Chandra Nath. Aufkommender starker Wind hinderte die Sherpas daran, weiter aufzusteigen, um auch nach dem zweiten Vermissten, Gautam Ghosh, zu suchen. Die Aussicht, ihn lebend zu finden, ist praktisch gleich Null. Die Leichen des Niederländers Eric Arnold und der Australierin Maria Strydom wurden inzwischen per Hubschrauber nach Kathmandu übergeführt. Der Körper des ebenfalls bei einem Gipfelversuch verstorbenen Inders Subhash Pal sollte noch heute nach Lager 2 gebracht werden, um anschließend von dort aus ausgeflogen zu werden.

„Sehr langsam“

Eine Bergungsaktion aus rund 8000 Meter Höhe ist aufwändig und nicht ohne Risiko für die Rettungsteams. Darauf machte auch Expeditionsleiter Arnold Coster aufmerksam, der zu dem Team gehörte, das die Leiche Eric Arnolds vom Südsattel nach unten brachte. Sechs Bergsteiger seien dafür nötig gewesen, zwei vorne, zwei in der Mitte, zwei hinten, sagte Coster: „Es ging sehr langsam. Wir haben fast 24 Stunden gebraucht, um seinen Körper auf eine Höhe von etwa 6200 Metern herunterzubringen.“ Der 36-jährige Eric Arnold war auf dem Rückweg vom Gipfel immer schwächer geworden und schließlich in Lager 4 auf dem Südsattel gestorben.

20 Stunden ohne Flaschensauerstoff

Robert Gropel in Kathmandu

Robert Gropel in Kathmandu

Die 34-jährige Maria Strydom hatte nach Angaben Costers ihren Gipfelversuch am Everest-Südgipfel auf 8750 Metern, rund hundert Meter unter dem Hauptgipfel, abgebrochen, weil sie sich schlecht gefühlt hatte. Ihrem Mann Robert Gropel und mehreren Sherpas war es gelungen, Maria bis zum Südsattel hinunterzubringen. Am nächsten Morgen beim weiteren Abstieg war die Australierin zusammengebrochen und in Roberts Armen gestorben. „Es war eine übermenschliche Leistung. Sie war über 20 Stunden lang ohne Flaschensauerstoff“, sagte Gropel in Kathmandu in einem Interview des Fernsehsenders ABC. Nachfrage des Reporters: Warum so lange? „Weil sie so lange gebraucht hat. Und auch wir, um sie herunterzubringen. Da ist der Sauerstoff ausgegangen.“

Datum

27. Mai 2016 | 14:42

Teilen