Rekord-Highline am Kilimandscharo
„Eine 20- oder 30-Meter-Highline ist von der Sicherheit her vergleichbar mit dem Klettern im sechsten oder siebten Schwierigkeitsgrad“, hat mir einmal Heinz Zak verraten. Der Extremkletterer, Fotograf und Filmemacher aus Österreich gilt als Slackline-Pionier in Europa und ist ein ausgewiesener Experte für Balancieren in luftiger Höhe. Das Highlinen erfreut sich in der Kletterszene großer Beliebtheit – auch beim Schweizer Topkletterer Stephan Siegrist. Der 43-Jährige stellte jetzt einen Höhen-Weltrekord auf – höchstwahrscheinlich, denn Rekordlisten werden noch nicht geführt. Am Kilimandscharo, dem höchsten Berg Afrikas, spannte Stephan eine 21 Meter lange Highline auf einer Meereshöhe von 5700 Metern zwischen zwei Felstürme oberhalb des „Arrow Glacier Camps“ und balancierte in gut 150 Metern Höhe über die Leine. Bisher galt der Ungar Bence Kerekes als Rekordhalter, der 2015 im indischen Ladakh auf gut 5300 Metern eine Highline überquert hatte.
Schwierig, die Balance zu finden
Das Balancieren in dünner Luft sei eine besondere Herausforderung, sagt Siegrist, der seine Highlines bisher an Schweizer Bergen wie dem Matterhorn (2012) oder der Dufourspitze (2013) gespannt hatte: „Trotz Akklimatisation war es schwierig, das Gleichgewicht zu finden. In dieser Höhe geht alles langsamer. Das gilt anscheinend auch für die Balance.“ Es sei besonders anstrengend gewesen, mit einem Bein aufzustehen, um die Überquerung überhaupt beginnen zu können. „Interessant war auch zu sehen“, so Stephan, „wie die Highline auf die kleinste Anspannung reagiert hat. Wenn ich nicht ganz locker bin, wird das Band sofort nervös.“