More DW Blogs DW.COM

Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Die höchste Skischule der Welt

Skikurs in Nepal

Skikurs in Nepal

Sie werden höchstwahrscheinlich nicht die elegantesten Skifahrer am Mera Peak sein, aber an Motivation und Begeisterung wird es ihnen ganz sicher nicht fehlen. Sechs nepalesische Bergführer haben sich vorgenommen, im September von dem 6476 Meter hohen „Trekkinggipfel“ in Nepal abzufahren. Begleitet werden sie von zwei Skilehrern aus Europa, dem Deutschen Julius Seidenader und dem Österreicher Michael Moik. Das Ungewöhnliche daran: Die Nepalesen standen im Februar zum ersten Mal auf Skiern. „Ich traue es ihnen zu, dass sie mit uns herunterfahren können“, sagt Julius.

Jugendlicher Leichtsinn

Ihre erste Erfahrung an einem Fast-Sechstausender haben diese nepalesischen Bergführer schon hinter sich. Nach dem dreiwöchigen Skitraining im Februar nahe dem Dorf Naa auf 4200 Metern im Rolwaling stiegen sie mit Tourenski auf den 5925 Meter hohen Ramdung Go und fuhren vom Gipfel ins Tal. „Die haben das super gemacht“, erzählt mir Julius, der gemeinsam mit nepalesischen Freunden den Skikurs auf die Beine gestellt hatte. „Es war sicher auch eine Portion jugendlicher Leichtsinn dabei. Nach drei Wochen Skifahren gleich den ersten Sechstausender zu machen, ist schon eine Ansage. Aber sie haben sich nichts gebrochen, und alle sind gut heruntergekommen.“

Total motiviert

Julius Seidenader

Julius Seidenader

Der 24-Jährige gehört zu den Gründungsmitgliedern der „Ski and Snowboarding Foundation Nepal“, die sich das Ziel gesetzt hat, jungen Nepalesen das Skifahren, Snowboarden und Skitourengehen beizubringen. „Ich bin kein verrückter Europäer, der den Nepalesen seine Ideen aufzwingt“, stellt Julius klar. „Es war eine nepalesische Idee, und sie soll auch dort umgesetzt werden. Die Jungs und Mädels sind total motiviert.“ Sein nepalesischer Freund Utsav Pathak, der in Kathmandu Tourismus studiert, sei mit der Idee an ihn herangetreten. „Wir wollten mit Jugendlichen zusammenarbeiten, auch Mädels auf die Ski und Snowboards bringen, das gab es noch nie in Nepal.“ Und so standen im Februar bei mäßigen Schneebedingungen im Rolwaling rund 30 junge Nepalesinnen und Nepalesen unter Anleitung von fünf Skilehrern aus Deutschland, Österreich und der Schweiz erstmals auf den Brettern. „Die erste Skischule Nepals und die höchste der Welt“, jubelten die Macher des Projekts. Das Material dafür, 25 Paar gebrauchte Ski und vier Snowboards, stammten aus Spenden.

Nepalesen wollen als Skiguides arbeiten

Die jungen Leute träumen davon, einen neuen Tourismuszweig für Nepal zu erschließen. „Wir wollen keinen Ski-Alpinismus wie hier in Europa mit Skiliften und Skikanonen“, sagt Julius, der aus München stammt und jetzt in Wien studiert. „Wir streben einen sanften Tourismus an und setzen auf Skitouren.“ Fernziel sei es, Nepalesen zu Skilehrern auszubilden und auch den einheimischen Bergführern entsprechende Fähigkeiten zu vermitteln. „Die Nepalesen finden es cool, wenn sie langfristig als Skiguides arbeiten können“, berichtet Seidenader.

Schon jetzt gibt es Angebote von Skiexpeditionen in Nepal, etwa am Mera Peak. Doch die werden nicht von einheimischen, sondern ausländischen Bergführern mit Skierfahrung geleitet. Möglichkeiten für Skitouren gebe es viele in Nepal, etwa im Dolpo im Westen des Landes, doch dort fehle noch die nötige Infrastruktur, sagt Julius: „Wir brauchen ein wenig Sitzfleisch und Geduld“ – und Geld. Die „Ski and Snowboarding Foundation Nepal“ sammelt im Internet für ihr Projekt.

Bevor Julius im September erneut nach Nepal fliegt, wird er noch einen Zwischenstopp in Dubai einlegen. Der Leiter der dortigen Skihalle hat sich ihm gemeldet: „Er sagte, es gebe schon nepalesische Skilehrer: bei ihm in der Halle. Und die hätten auch Lust, ein paar Wochen im Jahr in einer Skischule in Nepal zu arbeiten. Für lau!“

Datum

25. August 2016 | 17:42

Teilen