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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Billi Bierling: „Anstrengender als erwartet“

Billi Bierling (l.) und Susanne

Billi Bierling (l.) und Susanne Müller Zantop (r.)

Wer schon einmal von einem Gipfelversuch an einem sehr hohen Berg – ob erfolgreich oder nicht – zurückgekehrt ist, weiß, wie sich Billi Bierling jetzt fühlt. Die Körner sind aufgebraucht, das Adrenalin auch – und die Strapazen der zurückliegenden Tage fordern ihren Tribut. Es dauert eine Weile, bis die Lebensgeister zurückkehren. Ein Gipfelerfolg hilft dabei natürlich. Nicht nur Billi durfte sich – wie berichtet – am vergangenen Wochenende am Cho Oyu darüber freuen, ganz nach oben gelangt zu sein.  Auch ihre Teamgefährtin Susanne Müller Zantop erreichte den 8188 Meter hohen Gipfel, im Gegensatz zu Billi jedoch mit Flaschensauerstoff. Die 60-Jährige war damit die bisher älteste deutsche Frau auf dem Cho Oyu, dem sechsthöchsten Berg der Erde. Für Billi Bierling war es bereits der fünfte Achttausender-Erfolg. Trotz aller Müdigkeit hat die 49-Jährige meine Fragen beantwortet.

Billi, du warst am Cho Oyu ohne Flaschensauerstoff unterwegs. Wie ist es dir beim Aufstieg ergangen?

Ich hatte keine Probleme ohne den zusätzlichen Sauerstoff und fühlte mich gut, aber natürlich ist man um einiges langsamer und friert beim Aufstieg leichter. Jetzt, zwei Tage später, spüre ich die Nachwirkungen schon. Ich habe wenig Energie, die Lippen brennen und mein Geschmackssinn ist weg. Aber ich hoffe, das legt sich wieder bis ich zurück in Kathmandu bin, da gibt es nämlich sehr leckere bayerische Brezn.

Gipfelregion des Cho Oyu

Gipfelregion des Cho Oyu

Konntest du das Gipfelerlebnis richtig genießen? Was ging dir dort oben auf 8188 Metern durch den Kopf?

Der Cho Oyu war um einiges anstrengender und steiler, als ich es erwartet hatte. Auf dem Gipfelplateau war ich schon sehr müde. Ich wusste, dass es sicher noch eine Stunde dauern würde, bis ich ganz oben bin. Und da wollte ich eigentlich nur noch ankommen. Da es zu dem Zeitpunkt angefangen hat zu schneien und Tundu (der Sherpa, der Billi begleitete) und ich wussten, dass viel Schnee kommen würde, haben wir schnell ein paar Fotos und uns dann an die Rückkehr gemacht. Der Abstieg war sehr hart für mich. Da ich ja bereits vier Nächte auf über 7100 Meter verbracht hatte, war mein Körper schon sehr geschwächt, und ich hatte keine Reserven mehr. Ich war sechs Stunden unterwegs zurück ins Lager 2, und insgesamt waren es 17 Stunden, also nicht ganz so lange wie beim Zugspitz Ultra Trail (Billi hatte im Sommer an diesem Berglauf über gut 100 Kilometer teilgenommen und ihn in gut 23,5 Stunden beendet). Für mich war der Gipfel persönlich sehr wichtig, da der Cho Oyu 2005 mein erster Achttausender war – und der einzige, auf dessen Gipfel ich mangels meiner eigenen Fähigkeiten nicht gekommen bin. Auch damals war ich ohne Flaschensauerstoff unterwegs. 

Nepalesische Südseite des Cho Oyu

Nepalesische Südseite des Cho Oyu

Es war an diesem Wochenende auf dem Cho Oyu richtig viel Verkehr. Wie hast du das erlebt?

Ich glaube, der 1. Oktober war für den Aufstieg ohne zusätzlichen Sauerstoff der beste Tag, da nur ca. 15 Leute auf dem Weg zum Gipfel waren. Das hatte den Vorteil, dass ich nicht ständig Leute an mir vorbei lassen musste und all diejenigen die ich vorbei gelassen habe, kenne ich von meiner Arbeit mit Miss Hawley. Eigentlich wäre jetzt eine gute Gelegenheit, einige Expeditionen zu interviewen, die noch hier sind, aber dazu fehlt mir gerade die Energie.

P.S.: Zu Billis Beruhigung: Nach meiner Besteigung des 7129 Meter hohen Kokodak Dome in China im Juli 2014 konnte ich auch eine Zeitlang nicht mehr süß schmecken. Nach einer Weile legte sich das. Heute schmeckt mir die Schokolade so gut wie eh und je. 😉

Datum

3. Oktober 2016 | 15:04

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