Spanier brechen Gipfelversuch am Gasherbrum II ab
Das Wetter im Karakorum ist in diesem Sommer wieder einmal eine Wundertüte. „Wir erleben regelmäßig vier Jahreszeiten an einem Tag: Sonne, Wolken, Regen, Schnee, Wind“, schrieb der neuseeländische Expeditionsleiter Russell Brice in dieser Woche aus dem Basislager zu Füßen des K 2, des zweithöchsten Bergs der Erde. Knapp 20 Kilometer Luftlinie entfernt, starteten die drei Spanier Alberto Inurrategi, Juan Vallejo und Mikel Zabalza ungeachtet der Wetterkapriolen am Mittwoch ihren ambitionierten Versuch, Gasherbrum I und II im Alpinstil zu überschreiten, ohne ins Basislager abzusteigen – 33 Jahre nach Reinhold Messners und Hans Kammerlanders bis heute nicht wiederholter Pioniertat an diesen beiden Achttausendern.
Zu heftiger Wind
Ursprünglich hatten die Spanier erst den G I und dann den G II besteigen wollen, in umgekehrter Reihenfolge wie die beiden Südtiroler 1984. Doch der viele Neuschnee am G I und die Prognose, dass an diesem Berg ein starker Wind wehen werde, zwang sie umzudisponieren. Das Trio beschloss, nun doch wie Messner und Kammerlander erst den G II in Angriff zu nehmen, allerdings auf der Route der beiden Polen Jerzy Kukuczka und Wojciech Kurtyka von 1983 über den Ostgrat. Dort drehten sie heute auf einer Höhe von rund 7100 Metern um und stiegen wieder ab, wie ihr GPS-Tracker zeigte. „Der Grat war zu gefährlich wegen des heftigen Windes“, bestätigte ihr Team wenig später auf Facebook.
Starkes Team
Die drei Spanier sind ein eingespieltes und äußerst erfahrenes Team. Der heute 48 Jahre alte Alberto Inurrategi war 2002 der zehnte Mensch, der alle 14 Achttausender bestiegen hatte und der vierte, dem dieses Kunststück ohne Flaschensauerstoff gelungen war. Zwölf Achttausender bestieg Alberto gemeinsam mit seinem älteren Bruder Felix, der im Jahr 2000 beim Abstieg vom Gasherbrum II tödlich verunglückte. Juan Vallejo, 47 Jahre alt, hat neun der 14 Achttausender bestiegen. Der gleichaltrige Mikel Zabalza stand 2004 auf dem K 2 und 2008 auf dem Manaslu. Als Trio eröffneten Alberto, Juan und Mikel 2010 eine neue Route auf den 8011 Meter hohen Mittelgipfel des Broad Peak. Der Hauptgipfel ist 40 Meter höher. Mehrmals scheiterten sie auch mit ihren ambitionierten Projekten, etwa am Westpfeiler des Makalu (Frühjahr 2009), im Hornbein-Couloir am Mount Everest (Herbst 2009) oder auch im Sommer 2016, als sie erstmals die Überschreitung der beiden Gasherbrum-Gipfel versuchten.