Das große Warten am K 2
Warten kann zermürben. Mehr als anderthalb Wochen lang haben die Wetterkapriolen im Karakorum jede größere Aktivität am K 2, dem zweithöchsten Berg der Erde, verhindert. Vor einer Woche beobachtete Mingma Gyalje Sherpa vom Basislager aus eine große Lawine, die auf einer Höhe von rund 7000 Metern über die Normalroute am Abruzzi-Sporn donnerte. Der 31 Jahre alte Chef des nepalesischen Expeditionsveranstalters Dreamers Destination wollte aufsteigen, um sich die Schäden durch die Lawine anzusehen, musste diesen Plan aber wegen des schlechten Wetters aufgeben. Seitdem wartete er mit seinen Kunden und Climbing Sherpas am Fuße des Bergs auf eine Gipfelchance. Immerhin, heute stiegen die ersten Teammitglieder vom Basislager nach Lager 1 auf. Zuvor hatte Mingma Gyalje Sherpa meine Fragen beantwortet.
Mingma, wie ist die Stimmung im K 2-Basislager während ihr auf ein Schönwetterfenster wartet?
Wir sind nun schon mehr als zehn Tage hier unten im Basislager zum Nichtstun verdammt. In diesem Jahr ist das Wetter noch schwieriger vorherzusagen und wechselt ständig. Und das sorgt wirklich permanent für schlechte Stimmung. Aber wir hoffen, dass wir diesmal eine Chance bekommen, den K 2 zu besteigen. Wir warten auf den richtigen Zeitpunkt. Drückt die Daumen für den 27. oder 28. Juli!
Wie sind die Bedingungen am Berg, verglichen mit deinem Gipfelerfolg 2014?
Offensichtlich hatten wir 2014 richtig gutes Wetter, wenn man das mit diesem Jahr vergleicht. Zudem wurde 2014 der 60. Jahrestag der Erstbesteigung des K 2 gefeiert. Deshalb waren viele Teams dort und es war leichter, mit so viel Manpower die Route zu eröffnen. In diesem Jahr ist das nicht so. Diesmal gibt es nur ein paar kleine Teams, und die verteilen sich auf die Cesen- und die Abruzzi-Route.
Dazu ist das Wetter am K 2 diesmal wirklich hart. Es liegt mehr Schnee als 2014 und auch 2016, als ich hier eine Expedition leitete. Dadurch sind wir besser vor Steinschlag geschützt, aber die Lawinengefahr ist größer. Unsere Wetterberichte zeigten jeden Tag Windgeschwindigkeiten von mehr als 50 km/h oberhalb von 8000 Metern. Ich habe das Gefühl, dass die Schneebedingungen während unseres Gipfelvorstoßes gut sein werden.
Habt ihr immer noch vor, über die Abruzzi-Route aufzusteigen, trotz der großen Lawine in der vergangenen Woche?
Ja, wir müssen über die Abruzzi-Route aufsteigen. Wir haben dort unser ganzes Material deponiert. Allerdings müssen wir neue Fixseile legen und zusätzliche Ausrüstung mitnehmen.
Wie hoch schätzt du die Chance ein, in diesem Sommer den höchsten Punkt zu erreichen?
Unser K 2-Team ist eines der stärksten, das jemals am K 2 unterwegs war. Deshalb bin ich sehr zuversichtlich, den Gipfel zu erreichen.