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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

In der Ruhe liegt die Kraft

Frank im Ruhezustand

Frank wirkt fast ein wenig erschrocken über sich selbst. Während einer Trinkrast auf 4300 Metern hat er sich zwischen den Felsen ausgestreckt und ist eingenickt. „Ich habe tatsächlich geschlafen“, sagt der 47-Jährige. „Und als ich aufwachte, war mir richtig kalt.“ Heute stiegen wir von der Horombo Hut auf 3700 Metern bis zur Kibo Hut auf 4720 Metern auf, Ausgangspunkt des Gipfelversuchs. Auf dem breiten, meist sanft ansteigenden Weg – von den Einheimischen „Coca-Cola-Route“ genannt, erlebten wir ein weiteres Beispiel gefährlicher Unvernunft.

Unvernünftig, unverantwortlich

Die Karawane zieht weiter

Bereits auf 4000 Metern torkelt ein etwa 14-jähriger Brite nur noch hin und her, und das obwohl er nicht mal mehr seinen eigenen Rucksack trägt. Als wir uns nach seinem Befinden erkundigen, antwortet er: „Ich bin nur müde.“ Christian Kreisel, der Arzt aus dem Forschungsteam der Uni Marburg, der uns zur Kibo Hut begleitet, macht den britischen Expeditionsleiter darauf aufmerksam, dass der Junge höhenkrank sei und dringend absteigen müsse. „Ich bin selbst Arzt, er kann weiterlaufen“, antwortet der Expeditionsleiter. Während der nächsten Rast sitzt der 14-Jährige nur noch apathisch am Tisch, den Kopf zwischen den Armen vergraben. 100 Höhenmeter weiter ist auch dem Letzten klar, dass es für den Jungen nur eine Richtung geben kann: abwärts! Seine Mutter, die ebenfalls zur Gruppe gehört, steigt weiter auf.

Schrittgeber Bayo

Frank an der Kibo Hut

„Pole, pole!“. Langsam, langsam! Bayo wird nicht müde, dies zu wiederholen. Der 34 Jahre alte Guide gibt an der Spitze unserer Gruppe das Tempo vor. „Vor allem auf den letzten 300 Höhenmetern bis zur Kibo Hut dürft ihr nicht zu schnell gehen.“ Und so schleicht unsere Karawane langsam hinter Bayo her dem Tagesziel entgegen. Nach rund sechs Stunden erreichen alle 22 Expeditionsmitglieder, inklusive Christian Kreisel, verteilt auf mehrere Gruppen das Tagesziel. Von Linus, mit 19 Jahren der Jüngste im Team, bis zu Gerd, mit 76 Jahren der Senior. Der Jubel ist groß. Für viele ist schon die erreichte Höhe von 4720 Metern persönlicher Höhenrekord.

Für den morgigen Freitag ist nur ein kurzer Aufstieg an die 5000-Meter-Grenze geplant. In der Nacht zum Samstag starten wir dann Richtung Gipfel. Pole, pole!

Datum

22. Februar 2018 | 18:45

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