Land der verbotenen Berge
Schokoladentäfelchen, Kamellen – vor dem buddhistischen Altar steht noch ein Körbchen mit der Beute aus dem Rosenmontagszug. Die beiden Mönche aus Bhutan, die vor dem Altar eine religiöse Reinigungszeremonie durchführen, schließen die Bevölkerung Kölns in ihre Gebete mit ein.
Die Mönche Kinzang Thinlay (l.) und Nima waren zu Gast in Köln
Geheimtipp Bhutan
Drei Monate lang war die Domstadt gewissermaßen ein Teil Bhutans. Im Museum für Ostasiatische Kunst wurden kostbare Statuen und sogenannte Thangkas, buddhistische Rollbilder, aus den Klöstern Bhutans gezeigt. Die Ausstellung war ein Renner, rund 40.000 Besucher wurden gezählt. Etwa so viele Touristen kommen derzeit auch in den ostasiatischen Staat – pro Jahr. Das kleine Königreich im Osten des Himalaya gilt immer noch als Geheimtipp. Das Land pflegt einen sanften Tourismus. Jeder Besucher muss 200 Dollar pro Tag berappen, dafür erhält er jedoch „Bhutan all inclusive“: Quartier, Verpflegung und Fremdenführer.
Nicht die Götter stören
Der höchste noch unbestiegene Berg der Erde, der 7541 Meter hohe Gangkar Puensum liegt in Bhutan. Besteigen darf man ihn allerdings genauso wenig wie alle anderen Berge des Landes. Geführte Trekking-Touren werden angeboten, Bergsteigen aber ist verboten. „In Bhutan geht man davon aus, dass die Berge die Wohnstätten der Götter sind“, erklärt Museumsführer Gregor Verhufen. Der 55-Jährige hat lange in dem asiatischen Staat gelebt und ist auch Mitglied der Deutschen Bhutan Himalaya Gesellschaft : „Wenn man die Berge besteigen und die dort wohnenden Götter stören würde, könnte es Naturkatastrophen zur Folge haben. Davon gibt es schon wirklich genug und man will Schlimmeres vermeiden.“
Nima streute dieses Sand-Mandala, das am Ende der Ausstellung aufgelöst und dem „Kreislauf der Elemente“ zurückgegeben wurde
Pflicht: 60 Prozent Wald
1994 etwa sei der natürliche Damm eines Gletschersees gebrochen. Die Wassermassen, die talwärts geschossen seien, hätten unter anderem eines der größten Klöster der alten Hauptstadt Punakha weitgehend zerstört. Und daran sollen die Bergsteiger schuld gewesen sein? „Nein“, antwortet Verhufen, „aber es ist die Konsequenz, die man in Bhutan erwartet, solange das Bergsteigen grundsätzlich erlaubt ist und auch praktiziert wird“.
Menschen aus dem Westen mag diese Haltung vielleicht exotisch vorkommen. Doch in Bhutan ist der Buddhismus Staatsreligion und hat auch im täglichen Leben einen sehr hohen Stellenwert. Umweltschutz wird ebenfalls groß geschrieben. In der vor zwei Jahren verabschiedeten Verfassung ist festgeschrieben, dass mindestens 60 Prozent der Fläche Bhutans bewaldet bleiben müssen. Derzeit sind es laut Gregor Verhufen noch 68 Prozent.
Gregor Verhufen kennt und liebt Bhutan
Glück als Staatsziel
Auch in anderer Hinsicht ist die Verfassung Bhutans außergewöhnlich, um nicht zu sagen, weltweit einzigartig: In Artikel 9 ist das „Brutto-National-Glück“ (Gross National Happiness) als Staatsziel festgeschrieben. Eine der vier Säulen, erläutert Verhufen, sei, „dass zum Glücklichsein auch der Erhalt der natürlichen Ressourcen gezählt wird“.
Es ist also das Gesamtpaket aus Religiosität, sanftem Tourismus und Umweltschutz, das Bergsteigen in Bhutan unmöglich macht. Also Füße weg von Bhutan, wenn ihr euer Glück einzig auf den Gipfeln sucht! Aber nur dort würdet ihr es sowieso nicht finden.