More DW Blogs DW.COM

Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Neid oder berechtigte Zweifel?

War Oh Eun Sun wirklich die erste Frau, die auf allen 14 Achttausendern stand? Hat Christian Stangl tatsächlich als einziger Bergsteiger in diesem Jahr den K 2 bestiegen? Über diese Fragen wird derzeit in der Szene diskutiert.


Ende März wurde Oh in Südkorea noch gefeiert

Koreaner zweifeln an Koreanerin

Im Falle der Südkoreanerin Oh Eun Sun stehen seit Monaten Zweifel an ihrer Besteigung des Achttausenders Kangchendzönga 2009 im Raum. Das von Oh präsentierte angebliche Gipfelfoto wurde offenkundig nicht am höchsten Punkt aufgenommen. Die höchste Instanz in solchen Streitfragen, Elizabeth Hawley, führt die Besteigung in ihrer Chronik noch als „umstritten“. Die 86 Jahre alte US-Journalistin dokumentiert in der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu seit fast einem halben Jahrhundert das Bergsteigen im Himalaya und überprüft die Angaben der Kletterer. Jetzt erklärte auch der südkoreanische Bergsteigerverband (Korean Alpine Federation), eine Kommission von sieben Kletterern, die alle den Kangchendzönga bestiegen hätten, seien zu dem Ergebnis gekommen, dass Miss Oh „vermutlich nicht oben“ gewesen sei. Oh Eun Sun entgegnete, die Mitglieder der Kommission hätten schon Zweifel an ihrer Leistung geäußert, bevor sie überhaupt mit der Prüfung der Fakten begonnen hätten. Aus ihrem Team 2009 hatte es widersprüchliche Aussagen gegeben. Während ein Sherpa behauptete, Oh und ihre Mitstreiter hätten den Gipfel erreicht, widersprach dem ein anderer Hochträger. Sollte sich Elizabeth Hawley nun der Meinung der koreanischen Kommission anschließen, würde nicht mehr Oh Eun Sun, sondern die Spanierin Edurne Pasaban als erste Frau auf allen Achttausendern geführt.

Gemütliches Zeltlager?

Gegen den Österreicher Christian Stangl erheben zwei andere Bergsteiger, die sich gleichzeitig am K 2 aufhielten, schwere Vorwürfe. Der Kasache Maxut Zhumayev und der Rumäne Török Zolt behaupten, Stangls Solo-Besteigung sei ein einziger Schwindel. So sei das Wetter am 12. August viel schlechter gewesen, als auf Stangls veröffentlichtem Gipfelfoto zu sehen.


Hat Christian kein eindeutigeres Gipfelfoto?

Niemand sei dem Österreicher bei seinem Abstieg begegnet, es habe auch keine Spuren von ihm gegeben, weder auf der Route, noch in den Lagern. Pakistanische Träger hätten zudem Stangls Biwakausrüstung, Pickel, Seil und ein Buch unter Felsbrocken versteckt gefunden. Török Zolt schließt daraus: „Der Mann hat einfach das vorgeschobene Basislager verlassen, zwei Tage gezeltet, in dieser Zeit ein Buch gelesen, ist dann ins Basislager zurückgekehrt und hat vorgegeben, er habe den Gipfel erreicht.“ Noch hat sich Christian nicht zu den ungeheuerlichen Vorwürfen geäußert. Vielleicht sollte er einfach weitere, aussagekräftigere Gipfelfotos vorlegen. Dann könnte sich der aufziehende Sturm legen, bevor er richtig losfegt.

P.S. vom 29.08.2010: Inzwischen hat Christian reagiert: „Das Ganze ist völlig absurd“, sagte er in einem Interview. „Ich bin oben gestanden, hab’ selbst das Gipfelfoto geknipst und mein GPS-Signal abgesetzt. Das war’s.“

Datum

28. August 2010 | 15:20

Teilen