Stangl am K 2: „In Trance“ gelogen
Vor zehn Tagen hatte ich an dieser Stelle mit aller Vorsicht über die Zweifel an Christians Stangls Besteigung des K 2 berichtet und angeregt, er solle doch eindeutigere Fotos vorlegen, um den Kritikern den Wind aus den Segeln zu nehmen. Jetzt ist die Bombe geplatzt. Stangl hat eingeräumt, dass er den Gipfel des K 2 nicht erreicht hat. Der 44 Jahre alte Österreicher gab zu, dass sein Gipfelfoto auf etwa 7500 Metern entstanden sei, also etwa auf Höhe von Lager drei, gut 1000 Meter unterhalb des höchsten Punktes. Kritiker hatten das anhand von Vergleichen mit anderen Fotos vom K 2 bereits rekonstruiert. Die Schlinge zog sich immer weiter zu. Stangl blieb nur die Flucht nach vorn.
Christians Fusch-Gipfelfoto
Stell dir vor, du bist auf dem Gipfel und glaube dran
Christians Rechtfertigung klingt für mich ziemlich abgedreht. Aber bildet euch euer eigenes Urteil. Hier ist Stangls Erklärung: „Ich arbeite als Sportler schon seit Jahren mit Visualisierungs-Prozessen. Damit stelle ich mir immer wieder vor, wie das Ziel meiner sportlichen Tätigkeit aussieht. Das ist ein normales Vorgehen im Leistungssport. Beim letzten Versuch erreichte ich einen tranceartigen Bewusstseinszustand an dem ich der Überzeugung war, auf dem höchsten Punkt zu stehen. Welche Umstände dazu geführt haben, ist mir bis dato nicht bewusst. Ich vermute, dass ich aus Mischung zwischen körperlicher Existenzangst und noch viel mehr aus Versagensangst zu diesem Schluss kam.“
Riesen-Bärendienst
Es sei eine „Art Burnout“ gewesen, erklärte Stangl. Für mich ist das eine freundliche Umschreibung einer handfesten Lüge. Damit hat er allen einen Riesen-Bärendienst erwiesen: Zunächst einmal sich selbst: Wer wird Stangl in Zukunft noch irgendeine sportliche Leistung abnehmen? Aber Stangl hat auch den anderen Bergsteigern geschadet. Seine dreiste Täuschung schadet der Glaubwürdigkeit der gesamten Szene.