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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

(Fast wie) Vettel

Warum ich hier über Sebastian Vettel schreibe? Weil ganz Deutschland über ihn redet und ich nicht so tun kann, als wäre der Sonntag für den deutschen Sport ein Tag wie jeder andere gewesen. Wobei ich eigentlich permanent mit mir kämpfe, ob ich die Formel 1 wirklich als Sport werten soll. Denn Letztgenannter setzt doch eigentlich Chancengleichheit voraus, und die ist in der Königsklasse des Automobil“sports“ ja nun nicht gerade gegeben. Oder um es in die Sprache der Alpinisten zu übersetzen: Der beste Bergsteiger wäre dann jener, der den schnellsten Lift baut, um den Gipfel zu erreichen.


Abgasmärchen aus 1001 Nacht

Spuck-Alarm

Aber diese Sichtweise ist dann doch vielleicht ein bisschen zu über(berg)spitzt. Schnell Auto zu fahren, kann nämlich ganz schön Schweiß treiben. Das erfuhr ich am eigenen Leib, als ich vor einigen Wochen mit drei Freunden Runden auf einer Kartbahn drehte. Nicht in Kerpen, auf Michael Schumachers Edelbahn, sondern in einer Kölner Hinterhofhalle, in der es nicht nach dem Parfum von Boxenludern roch, sondern noch ganz standesgemäß nach Benzin stank. Eine halbe Stunde lang rasten wir durch die immer gleichen, engen Kurven. Bereits zur Halbzeit der Rennzeit fragte ich mich, wann es wohl soweit wäre, dass ich in meinen Helm spucken müsste.

Sprachlos

Gerade so eben rettete ich mich ohne Bröckelei über Zeit und Ziellinie. Als Letzter, abgeschlagen, überrundet. Erst zwei Stunden später hatte sich mein Inneres wieder so weit sortiert, dass ich feste Nahrung zu mir nehmen konnte. Was das mit Sebastian Vettel zu tun hat? Nichts. Außer dass ich wahrscheinlich im Ziel, wäre ich über Boxenfunk angesprochen worden, genauso wenig wie der 23-Jährige herausgebracht hätte. Oder aber Unappetitliches.

Datum

15. November 2010 | 8:46

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