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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Gelesen: Über alle Berge

Der Hügel, der nach einem Bergfresser benannt ist, taugt kaum für eine SMS: Der „Taumatawhakatangihangakoauauotamateaturipukakapikimaunga- horonukupokaiwhenuakitanatahu“ bringt es auf satte 85 Buchstaben. Die Übersetzung sprengt vollends den SMS-Rahmen: „Der Vorsprung des Berges, wo Tamatea, der Mann mit den großen Knien, der rutschte, kletterte und die Berge verschlang und der durch das Land reiste, für seine Liebste Flöte spielte.“ Der 305 Meter hohe Hügel in Neuseeland mit dem Lindwurm-Namen gehört zu den vielen Bergkuriositäten, die Sebastian Herrmann in seinem lesenswerten Handbuch „Über alle Berge“ zusammengetragen hat.

Schalke und Le Pissoir

Jede Menge interessante Fakten und Geschichten finden sich dort, mit Augenzwinkern und leichter Feder geschrieben. Dass es etwa im Harz einen Berg namens Schalke gibt, wussten selbst die eingefleischten Fans der Königsblauen in meinem Bekanntenkreis nicht.


Meine Favoriten unter den von Hermann zusammengetragenen Bergen mit außergewöhnlichen Namen sind jedoch der Kackenkopf im Allgäu und Le Pissoir im Mont-Blanc-Massiv. Oder wusstet ihr, dass es die Beagle-Hündin Tschingel mit ihrem Herrchen William Coolidge (1850-1926) in den Alpen auf 53 Hochtouren brachte, meistens auf Viertausender? Sogar elf Erstbesteigungen gingen auf das Konto des Kläffers, der – lese und staune – zum Ehrenmitglied des altehrwürdigen britischen Alpine Clubs ernannt wurde.

Rekordhalter im Dauerjodeln

Vielleicht hat mir das Büchlein (das gut in jeden Rucksack passt) auch deshalb so gut gefallen, weil der Autor – wie ich – kein Extrembergsteiger ist, die Berge aber liebt, dort seine Grenzen gesucht und gefunden hat, manchmal schneller als ihm lieb war. Von diesen persönlichen Erzählungen hätte ich gerne noch mehr gelesen. Doch hat sich Sebastian Herrmann die vielleicht für sein nächstes Buch aufgehoben.
Ach ja, gelernt habe ich auch noch, dass der Österreicher Roland Roßkogler Rekordhalter im Dauerjodeln ist. „Er jodelte vierzehn Stunden und 37 Minuten am Stück – bislang unüberjodelt“, schreibt Herrmann. Das erinnerte mich an Loriots Jodel-Schule: Holleri du dödl di, diri, diri, dudl dö. Zweites Futur bei Sonnenaufgang.

Datum

18. November 2010 | 14:19

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