Back to the roots
Vor einem Jahr sprang er dem Tod von der Schippe. Jetzt macht sich Steve House wieder auf in die Todeszone. „Mit ein bisschen Glück werden wir in genügend Schwierigkeiten geraten, um ein großes Abenteuer zu erleben“, schreibt der Topbergsteiger aus den USA auf seiner Homepage. Der 40-Jährige hat sich einer slowenischen Expedition zum Achttausender Makalu angeschlossen und kehrt damit zu seinen Wurzeln als Bergsteiger zurück. Bei einem einjährigen Auslandsaufenthalt in Slowenien hatte Steve die Feinheiten des Klettern erlernt. Mit einer slowenischen Expedition war der damals erst 19-Jährige auch erstmals an einem der höchsten Berge der Welt unterwegs gewesen, am Nanga Parbat.
Steves Ziel 2011: Der Makalu
Zwei Goldene Pickel
Die Expedition zum Makalu, dem mit 8485 Metern fünfthöchsten Berg der Erde, wird von seinem Freund Marko Prezelj geleitet. Der 45-Jährige zählt seit über zwei Jahrzehnten zur internationalen Bergsteiger-Elite. Zweimal wurde Marko mit dem Piolet d’Or ausgezeichnet, dem „Oscar der Bergsteiger“: 1992 für eine neue Route durch die Kangchendzönga-Südwand, die er mit seinem slowenischen Landsmann Andrej Štremfelj im Alpinstil (ohne Hochträger, Lagerkette und Atemmaske) meisterte, 2007 für die Erstbesteigung des Nordwestpfeilers des Siebentausenders Chomolhari mit Boris Locencic.
Junge Hüpfer, alte Säcke
Prezelj hat, abgesehen vom erfahrenen House, ein Team junger, hungriger Kletterer aus Slowenien um sich geschart. „Die jungen Hüpfer werden ein paar Tricks von uns alten Säcken lernen“, freut sich Steve. „Aber ich bin mir sicher, dass Marko und ich dafür mehr als entschädigt werden – durch Inspiration und reichhaltige Erfahrungen.“ Das Projekt passt gut zu Steves neuem Selbstverständnis nach seinem Sturz am Mount Temple in den kanadischen Rockies Ende März 2010, den er schwer verletzt überlebt hatte. Bei unserem Treffen im vergangenen Herbst beim International Mountain Summit in Brixen in Südtirol hatte mir Steve erzählt, dass er künftig vor allem seine Erfahrungen an junge Bergsteiger weitergeben wolle.
Steve House, für Reinhold Messner der derzeit „weltbeste Extrembergsteiger“
Wert auf Unabhängigkeit gelegt
Was genau das Team am Makalu plant, lässt Steve offen. Nur so viel: Es gehe um neue Routen oder bereits erschlossene erstmals im Alpinstil. Steve nennt für Letzteres den 1971 von den Franzosen Yannick Seigneur und Bernard Mellet erstbegangenen Westpfeiler als mögliches Ziel. „Wenn alles glatt läuft, werden wir den Fuß nicht auf die Normalroute setzen, bis wir auf dem Gipfel des Makalu stehen.“ Auf Neuigkeiten von House, Prezelj und Co. werden wir eine Weile warten müssen. Die Expeditionsmitglieder haben sich bewusst gegen eine eigene Internet-Seite entschieden. Auch auf Sponsoren wurde verzichtet. Lediglich der Slowenische Bergsteigerverband steuert Geld bei. „Wir wollen uns nicht von den Erwartungen anderer festlegen lassen“, sagt Steve.