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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Auf Hillarys Spuren

Als wir mit dem Forschungsschiff „Sonne“ im Hafen von Auckland anlegten, musste ich an Sir Ed denken. Ich hatte das Glück, Edmund Hillary, dem Erstbesteiger des Mount Everest, zweimal zu begegnen. Er war ein charismatischer Mann. Ich bewunderte ihn nicht nur für seine Pionierleistung 1953 (gemeinsam mit Tensing Norgay) am höchsten Berg der Erde, sondern vor allem dafür, dass er sich in den gut fünf Jahrzehnten danach selbstlos und unermüdlich für die Sherpas in Nepal einsetzte. Als Hillary 2008 starb, wurde er verbrannt. Ein kleiner Teil seiner Asche wird, von nepalesischen Mönchen mit Lehm zu Buddha-Bildnissen geformt, bald in einem Stupa, einer buddhistischen Gedenkstätte, untergebracht. Die meiste Asche jedoch wurde nach Eds Willen im Hafen von Auckland verstreut.


Erinnerung an Sir Ed: ein von ihm unterschriebener Fünf-Dollar-Schein

„Das war auch schon mit der Asche seiner Mutter so gemacht worden“, erzählt Hillarys Sohn Peter, den ich in seinem Haus in Auckland besuche (das vollständige Interview könnt ihr unter dem Artikel anhören). „Die Stadt war das Basislager für seine Expeditionen. Er war definitiv ein Aucklander.“ In der größten Stadt Neuseelands lagen Sir Edmund Hillarys Wurzeln, hier arbeitete er vor seiner Bergsteiger-Karriere als Imker, hierhin kehrte er immer wieder zurück.

Nicht zu ersetzen

Gut drei Jahre sind seit Hillarys Tod vergangen. Seine Stiftung für die Sherpas, der „Himalayan Trust“, lebt fort, stehe, so Peter, allerdings vor großen Herausforderungen. Sein Vater sei nicht zu ersetzen, man denke über neue Strukturen nach. „Er war halt die treibende Kraft dahinter. Dank seiner Energie ist ein weltweites Netzwerk von Stiftungen entstanden, unter anderem in Deutschland.“ Die Arbeit müsse weitergehen, denn abgesehen vom Everest-Gebiet lebe der durchschnittliche Nepalese noch immer „in etwa so wie die Menschen in den dunkelsten Zeiten Europas“.

Wie Neil Armstrong

Ich will von Peter wissen, ob sein Vater es nicht irgendwann leid gewesen sei, Tag für Tag, Jahr für Jahr, Jahrzehnt für Jahrzehnt immer dieselbe Geschichte erzählen zu müssen, jene vom Gipfeltag am Mount Everest. „Er war selbst überrascht, dass die Leute wieder und wieder diese große Geschichte hören wollten. Aber Neil Armstrong ist auch immer nur nach der Mondlandung gefragt worden“, sagt Peter. „Die Symbolkraft dieser beiden Leistungen ist kolossal.“ Nicht jeder werde deshalb Extrembergsteiger oder Astronaut. „Aber die Menschen wissen, dass es genauso möglich ist, den Gipfel des Everest oder den Mond zu betreten, wie hier in Auckland einen Airbus A 380 zu besteigen und in einem bequemen Sitz nach Europa zu fliegen. Dieses Wissen gibt einfach Kraft.“


Peter Hillary in Auckland

Mache deine Lehre!

Peter lebt mit seiner Familie in Epsom, einem Vorort der Millionenstadt Auckland. Sein Haus ist gemütlich, es atmet menschliche Wärme. Direkt hinter dem Gartenzaun liegt ein Park, in dem der 56-Jährige täglich seine Runden dreht. „Ein bisschen langsamer als früher, aber ich laufe noch“, sagt Peter Hillary grinsend. Er ist früh in die Fußstapfen seines Vaters getreten. Über 40 Expeditionen hat der sympathische Neuseeländer hinter sich. Zweimal, 1990 und 2002, bestieg der Sohn des Erstbesteigers den Mount Everest.
Das kommerzielle Treiben dort sieht Peter mit gemischten Gefühlen. Einerseits verurteilt er die „Heuchelei“, dass mit dem Everest kein Geld verdient werden dürfe, „während wir in Bayern, Chamonix oder auf der Südinsel Neuseelands mit der Alpin-Industrie Hunderte von Millionen Euro oder Dollar scheffeln“. Andererseits beklagt Peter, dass am Mount Everest Leute unterwegs seien, die dort nicht hingehörten. „Wenn jemand keine Erfahrung als Bergsteiger hat und die Eiger-Nordwand besteigen will, sage ich ihm doch auch: Geh\‘ erst mal in den Alpen, im Yosemite-Valley oder in Alaska klettern und komme in fünf Jahren wieder! Mache deine Lehre!“

Kaffeefahrt

2008, im Todesjahr seines Vaters, bestieg Peter mit dem Mount McKinley in Alaska den letzten der „Seven Summits“. Die Sammlung der höchsten Berge aller Kontinente sei nur ein geographisches Abenteuer, winkt Peter ab. „Unter Bergsteigern nennen wir das eine Kaffeefahrt.“ An den Abenteurer-Ruhestand denkt der Sohn Sir Edmund Hillarys noch lange nicht. Bald will er in die Antarktis aufbrechen, Projekte an nicht ganz so hohen Bergen im Himalaya stehen ebenfalls auf Peters Programm. „Solange ich noch um diesen Park hier in Auckland rennen kann, werde ich auch auf Expeditionen gehen.“ Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm.

Interview mit Bergsteiger Peter Hillary

P.S.: Wer Geld übrig hat und es sinnvoll spenden will: Die Sir Edmund Hillary Stiftung Deutschland (Spendenkonto Nr. 620 621 011, Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee, BLZ 711 525 70) freut sich.


Sonnenaufgang heute: ohne Sonne, mit Möwe

P.P.S. Morgen besteige ich in Auckland zwar keinen A 380, aber ein Flugzeug Richtung Europa. Ich melde mich dann wieder, wenn ich zurück bin und den Jetlag ausgeschlafen habe.

Datum

28. April 2011 | 10:36

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