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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Gerlindes Gipfelfoto vom K 2

Hisotorisches Foto von 1861: Aufstieg zum Mont BlancGipfelfotos gibt es nicht erst seit gestern. 1861 bestiegen die französischen Brüder Auguste-Rosalie und Louis-Auguste Bisson den Mont Blanc und dokumentierten das Unternehmen mit ihren aufwändig produzierten Fotografien. 25 Träger waren nötig, um die Ausrüstung auf den 4810 Meter hohen Gipfel zu schaffen. Fotos vom Aufstieg (siehe l.) sind erhalten, Gipfelbilder leider nicht. Angeblich gelangen den Brüdern ganz oben mehrere gute Aufnahmen.
Im 20. Jahrhundert wurde die Fotokamera ein wichtiger Bestandteil der Bergsteiger-Ausrüstung. Gipfelerfolge wollten dokumentiert sein. Die Briten George Leigh Mallory und Andrew Irvine hatten 1924 am Mount Everest eine Kleinbildkamera im Gepäck, als sie zu ihrem Gipfelversuch aufbrachen, von dem sie nicht mehr zurückkehrten. Die Leiche Mallorys wurde 1999 gefunden, die Kamera bis heute nicht. Von der Erstbesteigung 1953 gibt es nur ein Gipfelfoto Tenzing Norgays, geschossen von Edmund Hillary. Der Neuseeländer sagte später, sein Seilpartner habe bis dahin in seinem Leben kein Foto gemacht und der Gipfel des höchsten Bergs der Erde sei nicht gerade der richtige Ort gewesen, um es zu lernen.
Heute wird eine spektakuläre Bergbesteigung ohne Gipfelfoto kaum noch anerkannt. 2010 enttarnte ein Bild den Österreicher Christian Stangl am K 2 als Gipfelschwindler. Experten hatten sehr schnell bemerkt, dass das vermeintliche Gipfelfoto viel weiter unten entstanden war.

Lebenstraum erfüllt

Niemand bezweifelt, dass Gerlinde Kaltenbrunner letzte Woche den zweithöchsten Berg der Erde bestiegen hat. Aber natürlich lechzten alle nach dem Gipfelfoto. Schließlich ist die Österreicherin die erste Frau, die auf allen 14 Achttausendern stand, ohne Flaschensauerstoff verwendet zu haben – eine sportliche Leistung erster Güte. Auf dem Bild sieht man förmlich, wie Zentnerlasten von ihren Schultern fielen, als sie bei ihrer vierten K-2-Expedition den höchsten Punkt erreichte. „Mein Lebenstraum ist endlich in Erfüllung gegangen“, sagte Gerlinde nach ihrer sicheren Rückkehr. Und wie war es, als sie auf 8611 Metern ankam? „Es hat wirklich alles geleuchtet rundherum“, erzählte die 40-Jährige. „Es war ein majestätischer, ergreifender Moment für mich. Ich habe das Funkgerät eingeschaltet und einfach weinen müssen.“

Datum

29. August 2011 | 14:59

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