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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Japanern gelingt Coup am Shispare

Kazuya Hiraide (l.) und Kenro Nakajima

Legt mal die Achttausender-Brille zur Seite! An einem nur unwesentlich niedrigeren Berg im Westen des Karakorum in Pakistan ist zwei japanischen Bergsteigern am 22. August eine außergewöhnliche Besteigung gelungen. Nach Angaben des Weltverbands der Bergsteiger und Kletterer (UIAA) durchstiegen Kazuya Hiraide und Kenro Nakajima als Erste die Nordostwand des 7611 Meter hohen Shispare.  In vier Tagen seien die beiden im Alpinstil durch die 2700 Meter hohe Wand zum Gipfel geklettert und anschließend über den Nordostgrat abgestiegen, hieß es.

Dramatische Rettungsaktion

Neue Japaner-Route auf den Shispare

Vor allem Hiraide ist in der Szene eine bekannte Größe.  Für die erste Durchsteigung der Südostwand des 7756 Meter hohen Kamet in Indien 2008 wurden er und seiner Landsfrau Kei Taniguchi mit dem Piolet d’Or ausgezeichnet. Taniguchi war die erste Frau, die den „Oscar der Bergsteiger“ erhielt.  Sie starb Ende 2015 im Alter von 43 Jharen bei einem Absturz in Japan.

In Deutschland wird sich vielleicht noch der eine oder andere im Zusammenhang mit Hiraide an eine dramatische Rettungsaktion im Herbst 2010 an der 6812 Meter hohen Ama Dablam im Khumbu-Gebiet erinnern:  Der Japaner und der deutsche Bergsteiger David Göttler waren nach der Durchsteigung der Nordwand über eine neue Route am Nordgrat in Bergnot geraten und hatten um eine Rettung per Hubschrauber gebeten.  Nachdem Göttler bereits sicher ins Tal gebracht worden war, touchierte der Hubschrauber beim Versuch, Hiraide an Bord zu nehmen, den Grat und stürzte ab. Die beiden Piloten kamen uns Leben. Der Japaner wurde einen Tag später von einer anderen Hubschrauber-Crew gerettet.

Viermal auf dem Everest

Am 25. Mai 2017 erreichte Kazuya als Kameramann einer japanischen Expedition exakt an seinem 38. Geburtstag bereits zum vierten Mal in seiner Karriere den Gipfel des Mount Everest. An der Nordostwand des Siebentausenders Shispare hatte sich Hiraide 2007 erstmals versucht,  2012 und 2013 an der Südwestwand. Jetzt wurde er für seine Hartnäckigkeit belohnt.

Todesfall nach Erstbesteigung

Shispare (hinten)

Der formschöne Shispare liegt im Hunza-Tal und ist ein echter Blickfang. Erstmals bestiegen wurde der Berg am 21. Juli 1974 von einer polnisch-deutschen Expedition  über den Nordostgrat.  Zu den sieben Erstbesteigern gehörten neben Leszek Cichy –  dem 1980 zusammen mit Krzysztof Wielicki die erste Winterbesteigung des Mount Everest gelang – auch die beiden Deutschen Hubert Bleicher und Herbert Oberhofer. Die beiden Letztgenannten schafften zwei Jahre später auch die Erstbesteigung des nahe gelegenen 7795 Meter hohen Batura Sar. Der Erfolg am Shispare 1974 wurde von einem Todesfall überschattet: Beim Gipfelversuch einer zweiten Gruppe wurde der deutsche Bergsteiger Heinz Borchers von einer Lawine erfasst und in eine Gletscherspalte geschleudert. Er blieb verschollen.

Datum

1. September 2017 | 16:30

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