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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Nr. 14 auf allen sieben

Richie auf dem Mount Vinson

Noch ist der Kreis der Deutschen, die auf den Gipfeln der „Seven Summits“, der höchsten Berge aller Kontinente, standen, übersichtlich. Richard Stihler reihte sich jetzt als 14. ein. Am 16. Januar vervollständigte der 44 Jahre alte Architekt aus Lahr in Baden seine Sammlung: Er bestieg den 4897 Meter hohen Mount Vinson, den höchsten Berg der Antarktis. „Das war eher ein Spaziergang, technisch keine große Herausforderung“, erzählt mir Richie nach seiner Rückkehr. „Den Berg packst du auch mit zehn Kilogramm Übergewicht.“ 

Langer Weg 

1994, also vor 19 Jahren, hatte Richie noch als Student mit dem 6962 Meter hohen Aconcagua, dem höchsten Gipfel Südamerikas, den ersten seiner „Seven Summits“ bestiegen. Es folgten 2001 der Elbrus (5642 Meter/Europa), 2002 der Denali (auch Mount McKinley genannt, 6194 Meter/Nordamerika), 2006 der Kilimandscharo (5895 Meter/Afrika), 2010 die Carstensz-Pyramide (4884 Meter/Ozeanien) und schließlich – wie hier im Blog berichtet – 2012 der Mount Everest (8850 Meter/Asien). Erst nachdem er den höchsten Berg der Erde bestiegen hatte, sagt Richie, habe er ernsthaft daran gedacht, auch noch den Mount Vinson anzugehen. Nach seinem Erfolg am Everest hätten sich dafür auch Sponsoren gefunden. „Vorher wäre eine Antarktis-Expedition für mich viel zu teuer gewesen.“

Im Chelsea-Trikot auf den Gipfel 

… und dann noch auf dem Point Charlie

Am Gipfeltag zeigte das Thermometer minus 27 Grad Celsius, dazu blies ein kräftiger Wind mit etwa 50 Stundenkilometern. „Die Bedingungen sind schon menschenfeindlich“, räumt Richie ein. „Wenn du nicht aufpasst, friert dir das Gesicht ab.“ Ein paar Tage nach ihm sei auch ein einbeiniger Kolumbianer auf den Vinson gestiegen. Der habe dann am Gipfel eine halbe Stunde lang mit dem Präsidenten seines Landes telefoniert. In anderen Ländern würden die „Seven Summits“ viel wichtiger genommen als in Deutschland, meint Richie. Nicht immer seien die Gipfelanwärter aber wirklich Alpinisten. „Ich habe eine Australierin kennengelernt, die schon einige der Gipfel abgehakt hat, immer im Trikot des FC Chelsea. Im Frühjahr will sie auch den Mount Everest im Chelsea-Dress besteigen – und anschließend den Clubbesitzer Roman Abramowitsch um eine Dauerkarte bitten.“ 

Und hinterher noch einer 

Point Charlie aus der Luft

Seinen eigenen Erfolg will mein alter Kumpel vom Manaslu nicht allzu hoch hängen. Mindestens genauso sehr habe er sich darüber gefreut, dass ihm anschließend noch eine Erstbesteigung in der Antarktis gelungen sei, berichtet Richie. Mit einem US-Amerikaner und einem Briten erklomm er den nach seiner Schätzung etwa 2300 Meter hohen „Point Charlie“, acht Kilometer vom Vinson-Basislager entfernt. 

Die Antarktis hat es Richie angetan. „Landschaftlich war das der Hammer.“ Vor seinem Heimflug traf er dort auch Roland Krüger, der – wie hier berichtet – als erster Deutscher solo auf Skiern den Südpol erreicht hatte. „So eine Ski-Expedition würde mich schon mal reizen“, sagt Richie. „Aber auch den Himalaya habe ich noch nicht abgehakt. Da habe ich schon noch einige Ideen.“ Zunächst aber will Richie es etwas lockerer angehen lassen, zu Hause mit seiner Lebensgefährtin Felicitas und Sohn Fritz. „Ich habe meinem Körper in letzter Zeit nicht viele Pausen gegönnt.“

Datum

29. Januar 2013 | 19:39

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