More DW Blogs DW.COM

Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Vererbte Freundschaft

Jamling Tenzing Norgay (l.) und Peter Hillary

Der Pickel fällt nicht weit vom Berg. Wie ihre berühmten Väter Tenzing Norgay und Edmund Hillary sind auch Jamling und Peter Freunde und würden eine gute Seilschaft abgeben. Beide traten in die Fußstapfen ihrer Väter: Als Bergsteiger standen Jamling Tenzing Norgay (1996) und Peter Hillary (1990 und 2002) ebenfalls auf dem Gipfel des Mount Everest. Beide führen auch die Arbeit ihrer Väter zum Wohle der Sherpas fort und halten die Erinnerung an die Everest-Erstbesteiger wach. „Mein Vater bestieg als einfacher Mann den Berg und kam als solcher wieder herunter. Er lebte auch den Rest seines Lebens sehr bescheiden und einfach, genau wie Edmund Hillary“, erzählt mir Jamling, als wir uns bei der Jubiläumsfeier in London treffen. „Keine anderen beiden als Hillary und mein Vater hätten den Everest als Erste besteigen können.“ Auch Peter Hillary ist stolz auf die Leistung seines Vaters und Tenzing Norgays. „60 Jahre danach steht sie vor allem dafür: Jemand macht etwas Neues und öffnet damit die Tür für jeden, der nachfolgt. Hillary und Tenzing bestiegen den Everest und bewiesen damit, dass es möglich ist. Das war wie eine Befreiung.“ 

Peter und Jamling über die Leistung ihrer Väter

Gleiches Recht für alle 

Edmund Hillary (l.) und Tenzing Norgay

Sir Edmund Hillary gehörte bis zu seinem Tod 2008 zu den prominentesten Kritikern des kommerziellen Bergsteigens am Mount Everest. „Er war einfach traurig, dass an die Stelle ihres wundervollen Abenteuers – niemand außer ihnen war am Berg, nicht einmal in der Nähe – das getreten ist, was wir heute haben“, sagt Peter. „Es ist eine Industrie.“ Der 58 Jahre alte Neuseeländer findet, dass man das akzeptieren muss. „Sonst müssten wir konsequenterweise auch nach Garmisch oder Chamonix gehen und sagen: Keine Bergführungen mehr, kein Skifahren, keine Chalets und Restaurants mehr. Wir können das den Nepalesen nicht wegnehmen.“ Wie Peter plädiert jedoch auch sein Freund Jamling dafür, die Standards am höchsten Berg der Erde zu überprüfen. Die Zahl der Bergsteiger am Everest sollte begrenzt werden“, sagt Jamling, der Sicherheit wegen, „damit wir weniger Unfälle am Berg haben.“ 

Peter und Jamling über das heutige Bergsteigen am Everest

Wahre Bergsteiger respektieren einander  

Der Angriff einer Gruppe von Sherpas gegen die europäischen Topbergsteiger Simone Moro und Ueli Steck in diesem Frühjahr hat den 48-Jährigen betroffen gemacht. „Das hätte niemals passieren dürfen. Der Berg ist groß genug, dass jeder dort klettern kann“, findet Jamling. „Wahre Bergsteiger respektieren einander.“ Das gelte nicht nur für die Sherpas, sondern auch für die westlichen Alpinisten. „Sie müssen lernen, Rücksicht auf die arbeitenden Sherpas nehmen.“

Peter und Jamling über die Schlägerei am Everest

Peter Hillary hält den Zwischenfall für einen „unglücklichen Fehltritt“, will ihn aber nicht überbewerten. „Wenn Leute dort klettern, spielt die Höhe eine Rolle, die Nerven liegen blank, es gibt viele Egos und Komplikationen. Es war einfach der falsche Augenblick, ein hässlicher, aber nicht besonders schwerwiegender Zwischenfall.“ Er hoffe, sagt Peter, dass beide Seiten daraus lernten und das traditionell sehr gute Verhältnis zwischen Sherpas und ausländischen Bergsteigern fortbestehe. „Und ich glaube, dass es auch so kommen wird.“

Datum

5. Juni 2013 | 14:42

Teilen