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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

„Prinz Mutig“

Harry hat Spaß

Will Hochwohlgeboren wirklich hoch hinaus? „Prinz Harry will den Mount Everest erklimmen“, titelte ein deutscher Privatfernsehsender vollmundig auf seiner Internetseite. Das riecht nach Ente. Die Geschichte geht zurück auf ein Interview, das Mollie Hughes – nicht jetzt, sondern schon zur Jahreswende – einem Reporter des Daily Telegraph gab. Die 21-Jährige Bergsteigerin will sich im Frühjahr den Titel „Jüngste Britin auf dem Gipfel des Everest“ holen. Sie erwähnte beiläufig und natürlich ganz ohne Hintergedanken, dass Prinz Harry wohl zu einem anderen britischen Team stoßen werde, das ebenfalls versuche, den höchsten Berg der Erde zu besteigen. Mollies nächste Sätze über Harry ignorierten die meisten Medien: „Er wird aber sicher nicht ganz aufsteigen, weil es zu lange dauert und ein hartes Training erfordert. Ich denke, er kommt nur ins Basislager.“

Vier Tage im Eis

Hier saß Harry 2011 fest

Prinz Harry hatte im vergangenen Jahr vier Tage lang medienwirksam die Organisation „Walking with the wounded“ bei ihrer Last-degree-Expedition zum Nordpol begleitet. Die Gruppe, gegründet von im Afghanistan-Krieg verwundeten Soldaten, sammelt Geld für Kriegsinvaliden. Fast hätte Harry wegen seines Arktistrips sogar die Hochzeit seines Bruders William verpasst. Die von russischen Experten am 89. Breitengrad planierte Landepiste auf dem Eis brach. Der Prinz saß vorübergehend fest, kehrte dann aber doch noch rechtzeitig zur Hochzeit des Jahres zurück.

Vier sollen hoch

Damals versprach Harry den Soldaten, auch bei ihrer nächsten geplanten Aktion als prominentes Zugpferd aufzutauchen: bei der Besteigung des Mount Everest im Frühjahr 2012. „Es wird alles von seinen Verpflichtungen in der Armee abhängen“, sagte Harrys Sprecher jetzt  – und damit eigentlich nichts. Ein Blick auf die Internetseite von „Walking with the wounded“ hilft. Ziel der Expedition sei es, vier ehemals verwundete Soldaten auf den Gipfel des Everest zu bringen. Ergänzend gebe es eine Trekkingtour zum Basislager. Kein Wort von Harry.

Terminkalender voll

Wahrscheinlich wird es so wie 2011 am Nordpol laufen: Der Prinz begleitet die Soldaten ein paar Tage lang bei ihrem Anmarsch zum Basislager, im Gefolge Fotografen und Kamerateams. Die Medien überstürzen sich mit Schlagzeilen wie „Harry will aufs Dach der Welt“ oder „Prinz Mutig“. Dann wird er mit dem Hubschrauber wieder ausgeflogen. Schließlich ist Harrys Terminkalender in diesem Jahr gut gefüllt: Diamantenes Thronjubiläum (60 Jahre) seiner Oma, die Olympischen Sommerspiele in London. Da bleibt nicht viel Zeit für den Everest. Dass in nicht allzu ferner Zeit ein Royal, Hollywoodstar oder anderer Promi auf dem höchsten Gipfel der Erde steht, halte ich übrigens nicht für abwegig. Ganz im Gegenteil. Als PR-Aktion drängt sich der Aufstieg doch geradezu auf.

Datum

21. Januar 2012 | 21:45

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