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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Wie viel Heli darf sein?

Miura und der Heli

Ihr haltet mich wahrscheinlich für kleinkariert. Aber für mich hast du einen Berg erst richtig bestiegen, wenn du auch wieder aus eigener Kraft heruntergekommen bist. Dass sich Bergsteiger direkt vom Everest-Basislager ausfliegen lassen anstatt wie früher herauszuwandern, kann ich ja vielleicht noch hinnehmen. Aber wenn das Beispiel von Yuichiro Miura Schule machen sollte, finde ich das bedenklich. Nachdem der Japaner als erster 80-Jähriger den Gipfel des Mount Everest erreicht hatte, ließ er sich – ohne erkennbare große Notlage – mit dem Hubschrauber aus Lager 2 auf 6500 Metern ins Basislager zurückfliegen. Per Facebook ließ er verkünden, im Khumbu-Eisbruch sei etwas zusammengebrochen, die von den Sherpas versicherte Route sei gesperrt. Also nichts wie ab in den Heli! Kurzer Zwischenstopp im Basislager und weiter nach Kathmandu. 

Schnell nach Hause 

Und die anderen Bergsteiger? Wurde eine Luftbrücke zu Lager 2 aufgebaut, damit alle schnell und sicher talwärts gelangten? Ich habe nichts dergleichen gehört. Da drängt sich doch der Verdacht auf, dass es Miura einfach nur eilig hatte, nach Hause zu kommen. Fakt ist: Der Everest-Senior ist vom Basislager zum Gipfel hinauf-, aber nur bis 6500 Meter abgestiegen – und es scheint niemanden zu kümmern. Wäre Miura verletzt gewesen, hätte er einen Schwächeanfall erlitten, hätte es sich folglich um eine Rettungsaktion gehandelt, könnte ich darüber hinweggehen. Aber so? Ich finde es zumindest diskussionswürdig und bin gespannt, wie Miuras Besteigung in Miss Hawleys Everest-Chronik verbucht wird. 

Anderer Senior auf dem Weg 

Angeblich ist am Sonntag auch der vorherige Altersrekordträger, Min Bahadur Sherchan, zu seinem Gipfelversuch aufgebrochen. Der Nepalese werde von fünf Sherpas begleitet, hieß es. Sollte der 81-Jährige noch kurz vor Saisonschluss den 8850 Meter hohen Gipfel erreichen, wäre Miura seinen Rekord wieder los. Mal sehen, ob sich Sherchan auch mit einem Hubschrauber aus einem der Hochlager ausfliegen lässt. 

Garra stirbt am Dhaulagiri 

Traurige Nachrichten gibt es vom Achttausender Dhaulagiri. Der 49 Jahre alte, erfahrene spanische Bergsteiger Juanjo Garra starb, mehr als drei Tage nachdem sich er sich beim Abstieg vom Gipfel auf mehr als 7000 Meter Höhe den Knöchel gebrochen hatte und nicht mehr in der Lage war, weiter abzusteigen. Eine Rettungsaktion, an der sich auch der deutsche Bergführer Dominik Müller beteiligte, blieb erfolglos. „Juanjo bleibt im Himmel“, teilte Garras Familie via Twitter mit. R.I.P.

Datum

27. Mai 2013 | 18:08

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