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mit Stefan Nestler

Dalai Lama: Klimawandel bedroht Dach der Welt

Da schmilzt er dahin

Da schmilzt er dahin

200 Meter Luftlinie von meinem Schreibtisch entfernt wird über nicht weniger verhandelt als die Zukunft des Planeten. Im Bonner World Conference Center beraten noch bis Freitag Vertreter aus aller Welt über ein neues Klimaabkommen. Es soll beim Weltklimagipfel in Paris verabschiedet werden, der Ende November beginnt. Wie so häufig, wenn es um das Klima geht, gestalten sich die Verhandlungen zäh. Die Solidarität mit den Staaten, die schon jetzt die Auswirkungen des Klimawandels spüren, hält sich in Grenzen. Meist gilt: Ökonomie schlägt Ökologie. Dass die Uhr tickt, zeigen uns die Gletscher, die mit wenigen Ausnahmen weltweit abschmelzen. Die vom US-Bergsteiger David Breashears gegründete Organisation Glacier Works hat eindrucksvoll dokumentiert, wie weit sich etwa die Gletscher rund um den Mount Everest in den vergangenen Jahrzehnten zurückgezogen haben. Jetzt hat auch der Dalai Lama auf die Folgen des Klimawandels für seine tibetische Heimat hingewiesen.

Der dritte Pol

„Dieser blaue Planet ist unser einziges Zuhause und Tibet sein Dach. Es ist so wichtig wie die Arktis und die Antarktis, es ist der dritte Pol“, sagt das geistliche Oberhaupt der tibetischen Buddhisten in einer Videobotschaft (s.u.) aus dem Exil in Indien. „Das tibetische Hochplateau muss geschützt werden, nicht nur für die Tibeter, sondern für eine gesunde Umwelt und Nachhaltigkeit der gesamten Welt.“

Der 80-Jährige weist ausdrücklich darauf hin, dass er seine Worte nicht als politische Botschaft, sondern als eine humanitäre verstanden wissen will.

Trinkwasser für über eine Milliarde Menschen

Auch chinesische Wissenschaftler weisen seit langem auf die Folgen des Klimawandels für die Gletscher in Tibet. Die Durchschnittstemperatur auf dem über 4000 Meter hohen Plateau ist in den letzten fünf Jahrzehnten um 1,3 Grad Celsius gestiegen und damit deutlich stärker als im weltweiten Durchschnitt. Die Gletscher Tibets gelten als Trinkwasser-Reservoir für rund 1,3 Milliarden Menschen in Asien. Vor diesem Hintergrund appelliert der Dalai Lama an die junge Generation des 21. Jahrhunderts, sich stärker für den Schutz des Planeten zu engagieren – und damit auch für den Umweltschutz im Himalaya, speziell in Tibet. Ob sein Ruf die Verhandlungsführer hier in Bonn und später dann in Paris erreicht? Schlecht wäre das nicht.

Datum

21. Oktober 2015 | 13:55

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