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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

„Warmes“ Eis im Everest-Gletscher

Khumbu-Gletscher

Der Khumbu-Gletscher zu Füßen des Mount Everest ist durch den Klimawandel offenbar noch gefährdeter als bisher angenommen. Darauf weisen britische Glaziologen hin, die 2017 und 2018 die Eistemperatur des Gletschers gemessen hatten. An drei Bohrstellen bis auf eine Höhe von rund 5200 Metern nahe dem Everest-Basislager leiteten sie mit einer umgebauten Apparatur aus einer Autowaschanlage unter hohem Druck heißes Wasser ins Eis. In die so entstandenen Löcher – das tiefste reichte etwa 130 Meter tief ins Eis – hängten die Wissenschaftler Schnüre mit Temperatursensoren. „Der Temperaturbereich, den wir gemessen haben, war wärmer, als wir erwartet – und auch vorzufinden erhofft – hatten“, sagt Duncan Quincey von der Universität Leeds, Leiter des „EverDrill“-Projekts.

Wärmer als die Außenluft

Bohrstellen nahe dem Everest-Basislager

Die minimale Eistemperatur habe bei minus 3,3 Grad Celsius gelegen, „selbst das kälteste Eis war damit zwei Grad wärmer als die mittlere jährliche Lufttemperatur dort“, heißt es in der Studie der Glaziologen. Bei einer ähnlichen Untersuchung nahe dem Everest-Basislager im Jahr 1974 habe man noch zwei bis drei Grad kälteres Eis vorgefunden. „‘Warmes‘ Eis ist besonders anfällig für den Klimawandel, da bereits kleine Temperaturanstiege dazu führen können, dass das Eis schmilzt“, erklärt Quincey. „Die Innentemperatur hat einen erheblichen Einfluss auf die komplexe Dynamik eines Gletschers – wie er sich bewegt, wie das Wasser abgeleitet wird und wie groß die Menge des Schmelzwassers ist.“ Millionen von Menschen im Himalaya und Hindukusch seien von diesen Vorgängen betroffen, weil sie auf das Gletscherwasser angewiesen seien.

„Wasserturm für Asien“

Bereits vor fünf Jahren hatten Wissenschaftler der Universität Mailand darauf hingewiesen, dass die Eismassen rund um den Everest in den vergangenen 50 Jahren um 13 Prozent geschrumpft seien. „Die Gletscher des Himalaya sind wie ein Wasserturm für Asien“, sagte damals der nepalesische Geowissenschaftler Sudeep Thakuri. „Sie speichern das Wasser und geben es in der Trockenzeit als Schmelzwasser wieder ab. Die Menschen in den niedrigeren Regionen sind davon abhängig, weil sie es als Trinkwasser, für die Landwirtschaft und für die Stromproduktion benötigen.“

Datum

23. November 2018 | 15:10

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