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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Domkletterer

Kölner Dom

Mehr noch als Kölsch und den FC lieben wir Kölner unseren Dom. Schließlich dauerte es über 600 Jahre (1248 bis 1880), bis die Kathedrale fertiggebaut war. Nicht umsonst gehört das Wahrzeichen unserer Heimatstadt zum Weltkulturerbe der UNESCO. Zwei junge Russen sorgten jetzt für Schlagzeilen, als sie in der Nacht in Turnschuhen ungesichert auf den Nordturm stiegen und anschließend spektakuläre Bilder ihrer illegalen Tour in ihren Blog setzten. „Eine tolle Kletterleistung“, räumt selbst Domprobst Norbert Feldhoff ein. Dennoch zeigte das Domkapitel als Hausherr der Kathedrale die beiden Russen an. Feldhoff verwies auf die Gefahr für Passanten am Boden, da Kletterer Steine lostreten könnten. „Das kann tödlich sein.“ Auch der Deutsche Alpenverein distanzierte sich auf meine Anfrage hin mit deutlichen Worten von den nächtlichen Dombesteigern.

„Lebensgefährlich und illegal“

Die Kölner DAV-Sektion „warnt dringend davor, die jüngste Kletteraktion auf den Dom von zwei jungen Russen nachzuahmen: Wie jeder und jede weiß, ist das lebensgefährlich und illegal.“ Mangels richtiger Berge in der Nähe stehen die Kölner Alpinisten „dem Klettern an Gebäuden positiv gegenüber“, aber, bitte schön, nur dort „wo es erlaubt ist“. Wie an der Hohenzollernbrücke, wo der Alpenverein ganz legal in Absprache mit der Stadt Köln die laut eigenen Angaben „einzige frei zugängliche Kletteranlage an einem historischen Baudenkmal in Deutschland“ betreibt.

Sogar mit Sponsor

Die beiden Russen sind in ganz Europa illegal auf Wahrzeichen geklettert, etwa den Eiffelturm in Paris, den Prager Dom oder die Basilika Sagrada Familia in Barcelona. Lediglich in Prag landeten sie vorübergehend in Polizeigewahrsam. Mich beeindrucken die beiden übrigens nicht. Ich finde es vielmehr erschreckend, dass sie in einem russischen Mobilfunk-Anbieter sogar einen Sponsor gefunden haben, der ihre fragwürdigen Gebäude-Turnereien finanziert. Aber vielleicht bin ich ja auch befangen. Ich bin nicht nur Kölner, stehe auf Kölsch und den FC, sondern unterstütze auch den Dombau-Verein, der dafür sorgt, dass unser Wahrzeichen instandgehalten werden kann und so schön bleibt wie es ist. Deshalb reagiere ich empfindlich, wenn einer dem Dom blöd kommt.

Datum

21. September 2013 | 11:14

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