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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Gipfeltanz

Auf dem Dach Afrikas

Ich höre Franks schweren Atem hinter mir. Wir sind auf fast 6000 Metern, aber wo ist dieser verdammte Uhuru Peak, mit 5895 Metern die höchste Erhebung des Kilimandscharo? Seit einer halben Stunde folgen wir unserem Bergführer Bayo durch die Dunkelheit. Dann endlich erreichen wir die Bretterkonstruktion, auf der zur Besteigung des höchsten Bergs Afrikas gratuliert wird. Und was macht Frank? Trotz der dünnen Luft singt und tanzt er mit Bayo das afrikanische Volkslied „Hakuna Matata“. „So habe ich wenigstens nicht gefroren“, sagt Frank später.

Gletscher im Morgenlicht

Gletscher im Morgenlicht

Der Wind ist wirklich eiskalt, selbst dicke Daunenhandschuhe helfen nur leidlich. Ein paar schnelle Gipfelfotos mit Blitzlicht, dann nichts wie herunter. Frank, Manfred, Rolf, Thomas, Rainer und ich sind als erste Gruppe mit Bayo aufgestiegen. Als wir den Gipfel verlassen, taucht die aufgehende Sonne die Gletscherreste des Kilimandscharo, die der Klimawandel noch übrig gelassen hat, in ein fast unwirkliches Licht.

Abfahrt“ über die Schotterflanke

Ebenso unwirklich wirken die Lichter der unzähligen Stirnlampen, die sich nun bei Tagesanbruch dem höchsten Punkt nähern. Der Kilimandscharo ist eben einer der meist besuchten Berge der Welt, mehr als 30.000 Gipfelaspiranten werden alljährlich gezählt. Auf dem Rückweg gelingt es uns kaum, Gilman’s Point auf 5681 Metern zu passieren. Eine mitgliederstarke US-Expedition samt Kamerateam verstopft den Weg. Der Abstieg über die Schotterflanke ist im Gegensatz zum Anstieg das pure Vergnügen. Mit großen Sprüngen „fahren“ wir durch die lose Auflage talwärts ab.

Höhenkrank wegen Gipfelfoto

Helmut (r.) freut sich über seinen Gipfelerfolg

Nach und nach treffen auch die anderen Kili-Besteiger aus unserer Gruppe an der Kibo Hut ein – müde, aber mit einem Strahlen im Gesicht. Alle, die in der Nacht zuvor aufgebrochen sind, haben ihr selbst gestecktes Ziel erreicht und sind wohlbehalten zurückgekehrt. Ralf muss allerdings wegen Höhenkrankheit kurzzeitig mit Flaschensauerstoff behandelt werden. Er hat 40 Minuten am Gipfel auf die Gelegenheit gewartet, ein Gipfelfoto ohne andere Personen zu machen. Ein fast unmögliches Unterfangen. Zu lange hat er sich in der großen Höhe aufgehalten. Auf dem Rückweg sacken ihm plötzlich die Beine weg. Zwei Träger müssen ihn den Berg hinunter eskortieren. Immerhin erholt er sich schnell. Und sein ersehntes Gipfelfoto hat er.

Morgen werden wir von der Horombo Hut, zu der wir nach dem Gipfelgang noch abstiegen, weiter talwärts wandern und dann den Kilimandscharo-Nationalpark verlassen. Die meisten mit einem Gipfelzertifikat im Gepäck.

 

Datum

24. Februar 2018 | 20:00

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