Ruhetag mit technischen Schwierigkeiten
(telefonisch übermittelt)
Für heute ist noch einmal ein Ruhetag angesetzt. Nach dem Frühstück landete der Hubschrauber mit dem noch ausstehenden Expeditionsmaterial, das unter anderem den Arztkoffer mit Notfallpräparaten enthielt. Wir wurden in den Umgang mit den Sauerstoffflaschen und dem Überdrucksack eingewiesen.
Morgen ist der Aufstieg zu Lager 1 auf 5400 m geplant, gefolgt vom Abstieg zurück zum Basislager.
Ich bin heute bereits zum Gletscher aufgestiegen und auf eine Seitenmoräne geklettert, um von dort aus eine Satellitenverbindung herzustellen. Leider hatte ich trotzdem keinen Empfang und muss deshalb bis auf weiteres über das Telefon berichten. Ich werde aber weiterhin tägliche Berichte schreiben und sie nachreichen, sobald ich ein Satellitennetz habe.
Und das war der Text, den ich eigentlich schicken wollte:
Der versteckte Berg
„Eigentlich müsste er ‚Hidden Peak‘ heißen“, sagt Hans. Der Beiname ‚Versteckter Berg‘ ist allerdings schon an den Achttausender Gasherbrum I in Pakistan vergeben. Doch Hans hat Recht. Die Bezeichnung würde auch gut zum Putha Hiunchuli passen. Erst als wir den ersten Blick auf unser Basislager werfen, zeigt sich auch endlich „unser“ Berg mit seiner lang gezogenen Schnee- und Eisflanke bis zum 7246 Meter hohen Gipfel.
Kein Zuckerschlecken
Sechseinhalb Stunden haben wir für die Strecke von der Alpe Pangzi bis zum Basislager auf 4940 Metern benötigt. Auch diese Etappe war alles andere als ein Zuckerschlecken. Das Trekking der vergangenen Tage steckte in den Knochen, bei fast jedem zweiten von uns auch ein Infekt. Dazu verschärfte die immer dünner werdende Luft die Belastung. Der Veranstalter übertreibt nicht, wenn er schon den Anmarsch als halbe Expedition beschreibt.
Für knapp zwei Wochen haben wir unsere Zelte auf einem sehr schönen Hochplateau unterhalb der Gletschermoränen des Putha Hiunchuli aufgeschlagen. Der Lagerplatz, der etwa hundert Meter höher als der Gipfel des Mont Blanc liegt, ist schneefrei. Ein kleiner Bach schlängelt sich durch das Terrain. Schon für diese Bergidylle haben sich die Strapazen der vergangenen Tage gelohnt,
Salami per Heli
Im Basislager hat jeder, der will, ein Einzelzelt und damit auch ein wenig Privatsphäre. Heute morgen schwebte ein Hubschrauber ein. Er brachte noch fehlendes Expeditionsmaterial hinterher, das aufgrund eines mehrtägigen hinduistischen Festes am Flughafen in Kathmandu festgelegen und nicht weitertransportiert worden war. Jetzt verfügen wir endlich über den Arztkoffer mit den Notfallpräparaten – und durften uns zum Frühstück auch über kulinarische Spezialitäten aus der Heimat freuen: Salami, Pflaumenmarmelade, Frischkäse, Vollkorn- und Knäckebrot.
Alle genießen den Ruhetag im Basislager. Hier hat sich zehn Tage vor uns eine niederländische Expedition niedergelassen. Heute ist ihr Gipfeltag. Gegen elf Uhr erreichen die Expeditionsleiterin Maaike Braat und zwei Sherpas den höchsten Punkt – bei perfekter Sicht, ohne Wind, fast wie bestellt. „Wahrscheinlich ist Maaike die erste holländische Frau auf dem Gipfel“, erzählt Marianne, deren Anfrage beim niederländischen Bergsportverband unbeantwortet blieb.
Kein Satellitenempfang
Wir sind noch lange nicht so weit. Morgen wollen wir zur Akklimatisierung erstmals ins Lager eins auf etwa 5400 Metren aufsteigen. Probleme bereitet uns nach wie vor die Satellitenverbindung. Im Basislager haben wir keinen brauchbaren Empfang. Gestern stieg ich geschätzte 250 Meter weiter auf, bis zu einem Bergsattel – ohne Erfolg, kein Satellitensignal. Ich begegnete einer kleinen Herde von Steinböcken und wurde mit einem wunderschöne Sonnenuntergang belohnt. Immerhin!