Ralf Dujmovits, ein echter Fuffziger
Ich verdanke ihm die meisten meiner Bergabenteuer im Himalaya. Ralf Dujmovits war es, der mich 2005 zur Nordwand des Mount Everest mitnahm, damit ich von dort über die Expedition berichten konnte. 2007 waren wir wieder gemeinsam unterwegs, diesmal bei einer kommerziellen Expedition am Achttausender Manaslu, die Ralf leitete. Und auch die diesjährige Reise zum Putha Hiunchuli führte über ihn, da sie von seiner Agentur Amical Alpin organisiert wurde. Ralf war es, der mich ermunterte, daran teilzunehmen, weil er mir den Gipfelgang zutraute. An diesem Montag feiert Ralf Dujmovits, der erfolgreichste deutsche Höhenbergsteiger, in Bühl seinen 50. Geburtstag.
Offen und gastfreundlich
Kennengelernt haben wir uns im Jahr 2000. Damals arbeitete ich an einer Radioreportage zum 50. Jahrestag der ersten Besteigung eines Achttausenders. Ich wollte schildern, wie sich das Expeditionsbergsteigen seit dem Erfolg der Franzosen Maurice Herzog und Louis Lachenal 1950 an der Annapurna verändert hatte. Als Vertreter des kommerziellen Bergsteigens wollte ich Ralf interviewen. Wir trafen uns in seinem damaligen Haus in Bühlertal im Schwarzwald. Selten ist mir als Reporter jemand bei einem ersten Treffen so offen begegnet wie Ralf damals – und das nicht nur beim Interview. Kurzerhand lud er mich zum Mittagessen mit seiner Familie ein. Seine Gastfreundschaft (und die seiner Frau Gerlinde) habe ich seitdem immer wieder einmal genießen dürfen.
Im Zweifelsfall umkehren
Und auch in den Bergen habe ich Ralf schätzen gelernt. 2007 am Manaslu präsentierte er sich nicht nur als leistungsstarker Bergsteiger, sondern auch als umsichtiger Bergführer. Nicht umsonst hat Ralf – im Gegensatz zu vielen Freunden und Kollegen – über zwei Jahrzehnte Expeditionen im Himalaya und Karakorum überlebt. „Ich bin eher jemand, der sich auf der Wagnisseite des Risikos bewegt“, hat er mir einmal bei einem Interview erzählt.
Risiko auf ein Wagnis beschränken
Ralf kann sich auf seine Erfahrung und sein Bauchgefühl verlassen. Im Zweifelsfall kehrt er lieber um als ein zu großes Risiko einzugehen. So verzichtete Ralf in diesem Jahr auch auf den (letztlich für die anderen erfolgreichen) Gipfelversuch am K 2 – und das, obwohl Gerlinde aufstieg. Ralf hielt das Lawinenrisiko für zu hoch, akzeptierte gleichzeitig aber, dass seine Frau die Lage anders einschätzte. Eine schwere Entscheidung, aber eine, die viel über Ralfs Charakter verrät.
1992 am Mount Everest war es richtig eng
Mehr Zeit für neue Abenteuer
2009 trug sich Ralf als erster und bis heute einziger Deutscher in die Liste der Bergsteiger ein, die alle 14 Achttausender bestiegen haben. 13 schaffte er ohne Atemmaske, lediglich 1992 am Mount Everest griff er zu Flaschen-Sauerstoff. Vielleicht wird er im kommenden Frühjahr erneut versuchen, auch den höchsten Berg der Erde „by fair means“ zu besteigen. Erst dann, so hat er mir einmal gesagt, sei seine Achttausender-Sammlung tatsächlich komplett.
Seine Agentur hat Ralf inzwischen an einen Nachfolger übergeben. Ohne den Druck, sich um die Geschäfte kümmern zu müssen, kann er sich nun den Ideen für neue Abenteuer widmen, die immer noch in seinem Kopf herumspuken. Lieber Ralf, herzlichen Glückwunsch zum halben Jahrhundert und viel Spaß bei der zweiten Hälfte!