Alte Freunde
In diesen Tagen brechen viele Bergsteiger in den Himalaya auf. Ihr Ziel: die höchsten Berge der Welt. Mit besonderem Interesse blicke ich in diesem Frühjahr in Richtung Mount Everest. Auf gut 5300 Metern Höhe werden sich dort gleich drei Bergsteiger das Basislager teilen, mit denen ich 2007 am Achttausender Manaslu unterwegs war. Der damalige Expeditionsleiter Ralf Dujmovits will mit seiner Frau Gerlinde Kaltenbrunner und David Göttler versuchen, den 7861 Meter hohen Gipfel des Nuptse über den noch nicht durchstiegenen Nordost-Grat zu erreichen (mehr dazu bald hier). Und dann sind da noch Rolf Eberhard und Richard Stihler, die vor vier Jahren ebenfalls zum Manaslu-Team gehört hatten.
Lhotse ohne Atemmaske
Rolf Eberhard, Marketingleiter eines bekannten Sportschuh-Herstellers, war 2007 bis auf eine Höhe von 8120 Metern gelangt. Knapp 50 Meter unterhalb des Gipfels kehrte er um. Die Zeit war ihm davon gelaufen. Wie er sich damals fühlte, kann ich nach meinem Erlebnis am Putha Hiunchuli gut nachvollziehen. Rolf will in diesem Frühjahr den 8516 Meter hohen Lhotse besteigen, den direkten Nachbarn des Mount Everest. Auf dessen Gipfel hatte er, von der tibetischen Nordseite kommend, am 24. Mai 2010 gestanden und damit sein großes Ziel erreicht, vor seinem 50. Geburtstag den höchsten Berg der Erde zu besteigen.
Als wir dieser Tage miteinander telefonierten, erinnerte ich Rolf an seine Worte, dass der Everest doch eigentlich sein letzter ganz hoher Berg sein sollte. Er lachte. Im vergangenen Jahr habe er während einer Trekkingtour auf dem Aussichtsberg Kala Pattar gestanden, erzählte Rolf. „Da habe ich zum Lhotse hinübergeschaut und gedacht: Mensch, da möchte ich doch noch mal rauf!“
2010 am Everest hatte Rolf Flaschen-Sauerstoff benutzt. Diesmal will der 51-Jährige auf die Atemmaske verzichte. „Der Lhotse liegt immer im Schatten. Damit wird die Kälte das Haupt-Problem.“ Unterstützt wird Rolf von einem Sherpa.
Auf den Höchsten
Richard Stihler, ein selbständiger Architekt aus Lahr im Schwarzwald, versucht sich am Mount Everest. Richie hatte 2007 den Gipfel des Manaslu erreicht. Es war sein dritter Achttausender. Der Everest spukt schon lange in seinem Kopf herum. Einmal musste Richie wegen einer schweren Erkrankung die geplante Expedition absagen. Jetzt also ist es so weit. „Wie man es dreht und wendet: Der Mount Everest ist halt doch der höchste Berg der Welt“, sagte der 43-Jährige in einem Zeitungsinterview. „Ich will versuchen, so weit wie möglich ohne Sauerstoff hoch zu kommen.“ Auch Richie wird wahrscheinlich mit einem Sherpa aufsteigen. Im Hinterkopf hat er die „Seven Summits“, die höchsten Berge aller Kontinente. Neben dem Everest fehlt Richie in dieser Sammlung nur noch der Mount Vinson in der Antarktis. Ich drücke meinen Teamkollegen vom Manaslu natürlich besonders fest die Daumen.