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Der ganz normale Wahnsinn
Die Frühjahrssaison am Mount Everest ist so gut wie beendet. Die letzten Bergsteiger packen ihre Sieben(hundert)sachen und verlassen die Basislager auf der nepalesischen Süd- und der tibetischen Nordseite des höchsten Bergs der Erde. Am Freitag und Samstag erreichten noch einmal rund 180 Bergsteiger den 8850 Meter hohen Gipfel – diesmal offenbar ohne die chaotischen Zustände, die am vergangenen Wochenende geherrscht hatten. Unter den Erfolgreichen war auch der Brite Kenton Cool, der eine Goldmedaille der Olympischen Winterspiele 1924 auf den Gipfel trug und damit ein 88 Jahre altes Versprechen einlöste.
In diesem Frühjahr wurden mehr als 530 Besteigungen des Mount Everest vermeldet. Zehn Todesfälle sind bestätigt. Diese Zahl wird sich nach den Worten des Schweizer Topbergsteigers Ueli Steck noch erhöhen, „weil niemand von den vier zusätzlichen toten Sherpas sprach“.
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Weitere Tote am Everest
Nicht nur auf der Südseite des Mount Everest hat das vergangene Gipfel-Wochenende Menschen das Leben gekostet. Auch von der Nordseite werden jetzt mindestens zwei Todesfälle vermeldet. Bei einem der beiden Toten handelt es sich nach übereinstimmenden Berichten um den bayrischen Bergsteiger Ralf D. Arnold. Angeblich stürzte er beim Rückweg vom Gipfel am „Second Step“, einer Felsstufe auf 8600 Metern. Er habe sich dabei ein Bein gebrochen und sei gestorben, heißt es. 2010 war Arnold am Achttausender Cho Oyu die erste Besteigung der Herbst-Saison gelungen. Da er alleine unterwegs war und niemand ihn kannte, war ihm der Spitzname „Mystery climber“, der geheimnisvolle Kletterer, verliehen worden.
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Blindflug
Dicke Luft in dünner. „Inzwischen ist die Stimmung bei den kommerziellen Anbietern und deren Sherpas im Basislager aufgrund der gefährlichen Gesamtsituation am Berg gereizt“, schreibt Richard Stihler vom Fuße des Mount Everest. „Heute hat ein großer Anbieter bereits aufgegeben, er wird seine Lager in diesen Tagen ohne Gipfelversuch abschlagen.“ Mein alter Kumpel vom Manaslu will in diesem Mai den höchsten Berg der Erde besteigen, seinen vierten Achttausender. Richie berichtet, die Route durch die Lhotse-Flanke habe in mehrtägiger Arbeit verlegt werden müssen, nachdem mehrere Bergsteiger in der ursprünglichen Spur durch Steinschlag verletzt worden seien.
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Russisch Roulette
Nicht überall wirken die Berge (wie bei mir am vergangenen Wochenende) als Medizin. Ralf Dujmovits muss sein Projekt Nuptse-Ostgrat erst einmal hintenan stellen. „Es fehlt mir einfach Energie und Schubkraft“, schreibt der 50-Jährige. Eine Ärztin im Basislager diagnostizierte eine Nasennebenhöhlen-Entzündung und verordnete Ralf Antibiotika und sieben Tage Pause. „Also werde ich mich erst mal auskurieren und habe Gerlinde und David gebeten, bei nächstbester Gelegenheit alleine zum Nuptse aufzubrechen. Momentan würde ich eine echte Gefahr für die beiden und auch für mich selbst bedeuten.“
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Straßenlaterne im Basislager
Gut, wenn man alte Bekannte vor Ort hat. Richard Stihler, mit dem ich 2007 am Manaslu unterwegs war, versucht sich in diesem Frühjahr – wie berichtet – am Mount Everest. Heute wie damals trägt der Architekt aus Lahr in Baden das Herz auf der Zunge und wirft einen ungeschminkten Blick auf das Geschehen vor Ort. Das Basislager zu Füßen des höchsten Bergs der Erde war für Richie fast ein Kulturschock: „Vor mir liegt eine riesige Zeltstadt inmitten einer Gerölllandschaft mit geschätzt 1500(!) Zelten. Um vom ersten bis zum letzten Lager zu kommen, benötigt man fast eine Stunde“, schreibt der 43-Jährige.
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Spirituosen verboten
Keine Trunkenheit am Fixseil! Im Basislager auf der nepalesischen Seite des Mount Everest darf kein hochprozentiger Alkohol mehr verkauft und auch nicht getrunken werden. Das berichten Gerlinde Kaltenbrunner und Ralf Dujmovits, die inzwischen im Basislager auf 5300 Metern Höhe eingetroffen sind. „Die für Umweltschutz-Belange zuständige Behörde SPCC (Sagarmatha Pollution Control Committee) hat neue Regeln aufgestellt, – was uns gut gefällt“, schreiben die beiden.
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Alte Freunde
In diesen Tagen brechen viele Bergsteiger in den Himalaya auf. Ihr Ziel: die höchsten Berge der Welt. Mit besonderem Interesse blicke ich in diesem Frühjahr in Richtung Mount Everest. Auf gut 5300 Metern Höhe werden sich dort gleich drei Bergsteiger das Basislager teilen, mit denen ich 2007 am Achttausender Manaslu unterwegs war. Der damalige Expeditionsleiter Ralf Dujmovits will mit seiner Frau Gerlinde Kaltenbrunner und David Göttler versuchen, den 7861 Meter hohen Gipfel des Nuptse über den noch nicht durchstiegenen Nordost-Grat zu erreichen (mehr dazu bald hier). Und dann sind da noch Rolf Eberhard und Richard Stihler, die vor vier Jahren ebenfalls zum Manaslu-Team gehört hatten.
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