Glück gehabt
In eine Lawine zu geraten, ist ein einschneidendes Erlebnis – wenn du es überhaupt überlebst. „Ich kann mich nicht erinnern, wie ich herausgekommen bin“, schreibt der deutsche Bergsteiger und Abenteurer Florian Hill auf Facebook. „Aber eines ist sicher, wenn die Schneemassen über dir zusammenkrachen und deine Lunge nach Sauerstoff schreit, wirst du nicht mehr derselbe Mensch sein wie vorher.“ Hill war nach einer Speedbesteigung auf dem Abstieg vom 6194 Metern hohen Mount McKinley, dem höchsten Berg Nordamerikas, als eine Lawine ihn und drei andere Bergsteiger aus Alaska traf.
Murphys Gesetz
Das Quartett wurde von den Schneemassen aus der so genannten „Headwall“, einer bis zu 55 Grad steilen Flanke, mehrere hundert Meter in die Tiefe gerissen. „Durch die Gewalt der Lawine sind die Riemen an meinem Rucksack gerissen“, berichtet Florian. „Das war mein Glück, nur so konnte ich mich aus den Schneemassen selbst befreien.“ Der 28-Jährige kam mit einer Blessur am Arm und einer Gehirnerschütterung davon. Die anderen drei Bergsteiger erlitten heftigere Verletzungen. „Wie durch ein Wunder kamen wir alle herunter“, schreibt Hill. „Wir hatten an diesem Tag Sturm und Whiteout, so dass uns niemand helfen konnte. Murphys Gesetz!“ Das besagt, dass alles schiefgeht, was schiefgehen kann.
Krank im Bett
Doch es hätte durchaus noch schlimmer kommen können. Wenige Stunden, nachdem Florian mit Skiern über den sogenannten „Motorcycle Hill“ Richtung Basislager abgefahren war, ging dort (wie hier im Blog berichtet) eine Lawine ab, in der vier japanische Bergsteiger ums Leben kamen. „Diese Lawine hätte jeden von uns erwischen können. So hatte ich doppelt Glück“, weiß Florian. Er hält sich noch immer in Alaska auf. „Meine rechte Körperseite schmerzt, und ich liege krank im Bett“, antwortet er, als ich mich danach erkundige, wie es ihm geht. „Ich denke, bis zu meiner nächsten Expedition (Ende Juli) wieder fit zu sein.“ Anfang Juli will Hill aber erst einmal in seine Wahlheimat Tirol zurückkehren.
Restrisiko bleibt
Aufgewachsen ist der Abenteurer in Lahnau in Hessen. Schon als junger Mann war Florian mit Hundeschlitten in der Arktis unterwegs. Weitere Expeditionen folgten. Als Bergsteiger gelangen ihm bereits einige Erstbegehungen von schwierigen Routen in den Anden und in Alaska. Die Lawine am Mount McKinley hat Florian wieder einmal vor Augen geführt, dass er sich auf einem schmalen Grat bewegt: „Ein Restrisiko wird immer bleiben. Wenn man so wie ich die meiste Zeit im Jahr auf Expeditionen und in den Bergen verbringt, wird es zwangsläufig immer wieder zu Zwischenfällen kommen.“