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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Auf dem Grat

Der Mazeno-Grat am Nanga Parbat

Armer Jogi. Joachim Löw erging es bei der EM wie mir am Putha Hiunchuli. Kurz vor dem Gipfel musste er umkehren. Und nun gehen die Diskussionen los. Warum schaffte er es nicht bis ganz oben? Falsche Taktik? Schlechte Vorbereitung? Zu wenig gebissen? Soll er jetzt zurücktreten? Und das Ganze nur, weil Italien an einem Abend schlicht besser war. Aber beim Fußball ist es eben wie beim Bergsteigen. Hier wirst du an Gipfeln, dort an Titeln gemessen. Eigentlich Kokolores. Wie auch immer, die Fußball-EM ist Geschichte. Zeit, den Blick nach Pakistan zu wenden. Denn dort sind inzwischen zahlreiche Expeditionen am Berg.

Alpinstil, der keiner ist

Spannend wird es am Nanga Parbat. Dort versucht ein Team um die Südafrikanerin Cathy O’Dowd, den 8125 Meter hohen Gipfel erstmals über den kompletten Mazeno-Grat zu erreichen. Mit einer Länge von rund 10 Kilometern handelt es sich um den längsten Grat an einem Achttausender mit mehreren Erhebungen über 7000 Meter. Viele haben sich daran bereits die Zähne ausgebissen. Am weitesten kamen 2004 die US-Amerikaner Doug Chabot und Steve Swenson, die jedoch wegen einer Erkrankung Swensons darauf verzichten mussten, nach der Gratüberquerung zum Nanga-Parbat-Gipfel aufzusteigen. Auch die deutschen Luis Stitzinger und Joseph Lunger mussten absteigen, nachdem sie als zweite Seilschaft auf dem 7145 Meter hohen Gipfel des Mazeno-Peak gestanden hatten. Cathy O’Dowd war die erste Frau, die den Mount Everest sowohl von der Südseite (1996), als auch von der Nordseite (1999) bestieg. Zu ihrem Team gehören die beiden erfahrenen britischen Bergsteiger Sandy Allan und Rick Allen sowie drei Sherpas. Letztere haben auf dem Grat Material deponiert, was der Ankündigung Cathys, die Route im Alpinstil zu bewältigen, widerspricht.

Windiger Gipfeltag?

Trotz nicht gerade guter Wetteraussichten wollten Cathy und ihr Team heute zu ihrem Versuch aufbrechen. „Obwohl wir wahrscheinlich weniger Schneefall und eine bessere Sicht als in der vergangenen Woche haben werden – das ist gut – liegen unsere möglichen Gipfeltage in einer Periode stärkerer Winde – das ist schlecht“, schreibt Cathy.„Aber wir haben keine Zeit, länger zu warten, vor allem auch keine Garantie, dass es danach besser würde.“

Stangl am K 2

K 2 - schön und gefährlich

Am K 2, dem zweithöchsten Berg, versuchen sich auch in diesem Jahr wieder zahlreiche Expeditionen. Unter den Gipfelanwärtern sind auch der Deutsche Peter Guggemos  – und Christian Stangl. Der Österreicher kehrt also an jenen Berg zurück, an dem er 2010 mit seiner Gipfellüge zu trauriger Berühmtheit gelangte. Inzwischen gibt sich Stangl geläutert. Zu seinem Projekt, die jeweils drei höchsten Berge aller Kontinente zu besteigen, fehlen ihm nur noch der Gora Shkhara im Kaukasus, mit 5193 Metern der dritthöchste Berg Europas, und eben der K 2.

Mit besonderem Interesse werde ich auch zum Achttausender Gasherbrum II blicken. Denn dort versucht sich eine von Dominik Müller geleitete kommerzielle Expedition. Mit dabei ist auch Sergio Zigliotto, mit dem ich im vergangenen Oktober am Putha Hiunchuli das Zelt teilte und der im Gegensatz zu mir auch den Gipfel erreichte. Natürlich drücke ich Sergio besonders die Daumen – auch wenn Italien uns aus der EM geworfen hat.

P.S. In vier Tagen endet die Abstimmung zum „Online-Star 2012“. Also wer noch nicht hat und will, sollte bald für meinen Blog stimmen (Kategorie ‚Private blogs‘). Vielen Dank!

Datum

2. Juli 2012 | 17:30

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