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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Wahnsinnswand

Mount Asgard (r.)

Auf der Flucht rast James Bond auf Skiern einem Abgrund entgegen. An der Kante fällt der Fels senkrecht ab. 007 stürzt im freien Fall in die Tiefe. Dann öffnet er seinen Fallschirm in den Farben des Union Jack und entschwebt seinen Verfolgern. Die Anfangsszene des Bond-Films „Der Spion, der mich liebte“ wurde am Mount Asgard gedreht, einem 2015 Meter hohen formschönen Granitfelsen auf Baffin Island im Norden Kanadas. In diesem Sommer tummelten sich dort drei deutsche Topkletterer – und waren erfolgreich. Nachdem Ines Papert mit zwei kanadischen Partnern eine neue Route durch die Nordwestwand des Südpfeilers eröffnet hatte, kletterten die „Huberbuam“ Thomas und Alexander mit dem Osttiroler Mario Walder jetzt am selben Pfeiler die „Bayerische Direttissima“, eine Route wie ein Strich durch die 700 Meter hohe Westwand, erstmals komplett frei.

Letztes Problem gelöst

Alex in der Direttissima

Sie nutzten also Haken, Klemmkeile und Seil nur zur Sicherung, nicht zur Fortbewegung – wie noch die sechs Bayern Bernd Adler, Markus Bruckbauer, Tom Grad, Luca Guscelli, Mane Reichelt und Christian Schlesener, die 1996 die äußerst anspruchsvolle Route eröffnet hatten. Eine belgische Expedition, angeführt von den Brüdern Nicolas und Olivier Favresse, war 2009 bei ihrem Versuch, die Direttissima zu „befreien“, knapp gescheitert. An einer Seillänge hatten sich die Kletterer die Zähne ausgebissen. Thomas und Alexander Huber gelang es nun mit Mario Walder, diese Lücke zu schließen. „Eine Wahnsinnszeit an einer Wahnsinnswand“, schwärmt Thomas. Die Schwierigkeit lasse sich durchaus mit den Toprouten am El Capitan vergleichen, dem legendären Granitfelsen im Yosemite-Nationalpark in den USA. „Der Asgard hat uns nichts geschenkt, nur der letzte Meter war wirklich leicht“, resümiert Alex.

Reizüberflutung

Auch Ines Papert und die beiden Kanadier Jon Walsh und Joshua Lavigne hatten an dem Berg alles geben müssen. Sturm und Regen hatten ihren Auf- und Abstieg erschwert. „Reizüberflutung“ (Sensory Overload) tauften die drei anschließend ihre neue Route. „1200 Meter Wandhöhe, ohne Portaledge, ohne Fixseile, leicht und schnell, in unserem favorisierten Stil, dem Alpinstil, zu klettern, ist ein sehr passables Ergebnis“, bilanzierte Ines zufrieden – auch wenn das Trio wegen des schlechten Wetters die Route nicht frei klettern konnte.

Datum

27. August 2012 | 17:31

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